Innsbruck - "Rasch geholfen ist doppelt geholfen." Nach diesem Motto will das Arbeitsmarktservice (AMS) Tirol den zahlreichen Studienabbrechern gezielt Unterstützung anbieten. Die Hilfestellung erfolgt in Kooperation mit der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) an der Universität Innsbruck. "Wir sehen uns aufgrund des Rückgangs um gut 6000 Studierende in Innsbruck auch in Zeiten knapper Budgets dazu verpflichtet", sagt Dietmar Ganahl von der Maturanten-und Akademikerberatung beim AMS. Ein Großteil der frühzeitigen Abbrüche wird von der Universität auf die Einführung der Studiengebühren zurückgeführt.

"Das AMS unterstützt auch jene, die keinen Leistungsanspruch haben - die also bisher nicht erwerbstätig waren", sagt Ganahl. Neben Bewerbungscoachings und Beratungen für Unternehmsgründungen gibt es Geld für berufspraktische Ausbildungen. Studienabbrecher, die etwa eine achtmonatige Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten oder zum Tourismus-und Marketingassistenten absolvieren, erhalten die Kurskosten mit Unterlagen, die Fahrtkosten ab zwei Kilometern und, bei Bedarf, auch den Lebensunterhalt in der Höhe von 6800 Schilling im Monat (494 Euro) bezahlt.

ÖH und AMS halten am heutigen Dienstag einen ersten Informationstag ab, geplant ist, dass das AMS auch regelmäßig Beratungen an der Universität durchführt. Die ÖH hofft, dadurch mehr über die tatsächliche Zahl der Studienabbrecher und deren Motive zu erfahren. "Die Kollegen und Kolleginnen sind für uns nicht mehr greifbar", sagt ÖH-Vorsitzende Eva Konrad.

In Innsbruck, Österreichs drittgrößter Uni, hat sich die Zahl der Studierenden heuer, nach jahrelang konstantem Anstieg, um 6716 reduziert. Ein Drittel davon, 2235, sind Doktoratsstudenten. Der Rückgang von insgesamt 23 Prozent liegt zwar unter den Befürchtungen - erwartet wurde ein Minus von einem Drittel. Die Zahl der Inskribierten liegt aber mit 21.504 unter jener von vor zehn Jahren (1991: 22.125). Bei den Studienanfängern ging der Frauenanteil überdurchschnittlich stark zurück.

Seitens der Universität hat man sich nun entschlossen, eine Studie in Auftrag zu geben, die die Hintergründe für den Studentenrückgang beleuchten soll. (bs/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 27. November 2001)