Als "großen Unbekannten" bezeichneten ihn dort israelische Diplomaten am Vorabend der ersten US-Nahostmission seit dem Abgang Bill Clintons. Tatsächlich hat Zinni mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt bisher nichts zu tun gehabt, die Araber, namentlich die Iraker, kennen ihn aber sehr gut. Der Nachfolger von Norman Schwarzkopf und Vorgänger von Tommy Franks als Befehlshaber der amerikanischen Truppen am Persischen Golf leitete im Dezember 1998 den bisher letzten großen Militärschlag gegen Saddam Hussein.
Dass ihn das in Israel nicht a priori vertrauenswürdig und beliebt macht, liegt daran, dass Zinni mittlerweile als Kenner und Liebhaber arabischer Kultur gilt: Er spricht Arabisch und hat sich als Hobby die arabische Falkenjagd zugelegt. Der Wunschprototyp des "modernen Soldaten" - das heißt mehr Hirn als Muskeln - hat auch keine simplizistische Einstellung zum Irak: Zwar nennt er Saddam einen "großen Verbrecher", verübelte Clinton aber gleichzeitig dessen unkritische Unterstützung der fragwürdigen irakischen Opposition und warnte ihn - analog zur "Schweinebucht" - vor einer "Ziegenbucht" am Golf.
Ebenso differenziert sah der Exmarine schon Mitte September den zu erwartenden Antiterrorkrieg: "Eine militärische Annäherung à la Strike and Leave (Zuschlagen und Weggehen) wird das Problem nur perpetuieren." Dass er über die konventionelle Militärdoktrin hinaus ist, hat er auch als Verfasser der "Zwanzig Lektionen", eines Leitfadens für Einsätze, bewiesen.