Inland
Radikalpazifismus
Die Radikalpazifisten werde man jetzt wohl verlieren, meinte eine Spitzenpolitikerin der deutschen Grünen - nachdem der Parteitag
in Rostock den (möglichen) Einsatz der deutschen Bundeswehr "akzeptiert" hat. So ist es zumindest eine Klärung. Keine
schlechte übrigens. Was da von den Radikalpazifisten während der Rede Joschka Fischers an Zwischenrufen zu hören war, zeigt
die Verblendung des pazifistischen Flügels (der übrigens ganz schön aggressiv sein kann): "Wollt ihr den totalen Krieg?", rief einer
in Anspielung auf Goebbels' Sportpalast-Rede und "1938!" ein anderer, der offenbar den Beginn von Hitlers Angriffskrieg um ein
Jahr vorverlegen wollte.
Fischer bürstete diese Verrücktheiten - nämlich den größten Vernichtungs-und Ausrottungskrieg der Geschichte mit dem Einsatz
von ein paar Schiffen, Aufklärungsflugzeugen, Spürpanzern und (vielleicht) Spezialtruppen gegen Terroristen zu vergleichen -
souverän ab. Aber wer diesen obszönen Vergleich gebraucht und wer nicht mehr zu sagen hat als "Es soll kein Krieg sein" (auch
nicht der Befreiungskrieg seinerzeit gegen Hitler-Deutschland?), den sollten in seiner blinden Selbstgerechtigkeit auch die Grünen
ziehen lassen. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 27.11.2001)