Wien - Nach den mysteriösen Milzbrand-Anschlägen in den Vereinigten Staaten ging weltweit die Furcht vor Anthrax um. Immer wieder sorgten in dieser Situation so genannte Trittbrettfahrer für Aufregung, indem sie mediengerecht mit dem Krankheitserreger drohten. Im Wiener Landesgericht muss sich demnächst eine Nobelprostituierte wegen versuchter Erpressung vor Richter Hermann Fuchslehner verantworten: Sie hatte per SMS von einem Facharzt 200.000 Schilling (14.535 Euro) verlangt, ansonsten werde sie ihm Anthrax schicken. Tagelang hatte der Arzt im vergangenen Oktober bei der nicht mehr ganz jungen Frau Trost gesucht. Der an Depressionen leidende Mediziner suchte nicht nur Ablenkung und körperliche Nähe, er sprach sich auch über sein Leben aus. Als er sich dann nicht mehr meldete, wurde die vermögende Prostituierte - sie ist Mehrheitseigentümerin eines entzückenden Hauses am Stadtrand - böse. "Geldeintreiber" Sie meinte, ihr ehemaliger Kunde schulde ihr noch Geld. Um ihrer finanziellen Forderung Nachdruck zu verleihen, ließ sie ihm via Mobiltelefon insgesamt vier SMS zukommen. Vorerst kündigte sie darin an, sie werde ihm "die Geldeintreiber" vorbei schicken. Zuletzt ließ sich die Gunstgewerblerin - von entsprechenden Medienberichten wohl nicht ganz unbeeinflusst - auf die Drohung ein, das Anthrax sei schon unterwegs. Der Arzt ging darauf sofort zur Polizei. Im Vorverfahren zeigte sich die Prostituierte geständig, beteuerte aber: "Es hätte nur ein Spaß sein sollen." Die Verhandlung wurde auf den 12. Dezember anberaumt. (APA)