Mensch
Russische Forscher befürworten therapeutisches Klonen
US-Erfolge bestärken auch umstrittene Reproduktionsmediziner
Moskau/Washington - Russische Forscher haben nach dem
erstmaligen Klonen eines menschlichen Embryos in den USA die
Anwendung der Technik zu medizinischen Zwecken befürwortet. "Es
handelt sich dabei um therapeutisches Klonen mit ehrenwerten Zielen",
sagte der Leiter des molekulargenetischen Instituts, Eugeni Swerdlow,
der Tageszeitung "Rossijskaja Gaseta" vom Dienstag.
Der Transplantationsmediziner Waleri Schumakow bezeichnete die
Technik der Stammzellengewinnung als "Medizin der Zukunft". Was die
Fortpflanzung angehe, solle man sich allerdings besser auf die
natürliche Methode verlassen, sagte Swerdlow. Diese verspreche "mehr
Sicherheit, ein normales Wesen zu erhalten", betonte der Genetiker.
Umstrittene Reproduktionsmediziner sehen sich durch den ersten
Klon-Fall in ihrem Vorhaben bestärkt, Embryonen auch zu
Fortpflanzungszwecken zu klonen. Die US-Firma Advanced Cell
Technology (ATC) habe ihm mit ihrer Arbeit "den Weg frei" gemacht für
die künstliche Vervielfältigung von Menschen, sagte der
US-Wissenschaftler Panayiotis Zavos am Montag in Washington. Das
Klonen von Menschen sei ohnehin nur noch eine Frage der Zeit gewesen.
Kinderwunsch
Der italienische Frauenarzt Severino Antinori, der gemeinsam mit
Zavos unfruchtbaren Frauen per Klontechnik ihren Kinderwunsch
erfüllen will, sagte in Rom, er sehe sich als "Vater dieses
Erfolges". ATC hatte am Sonntag das erstmalige Klonen eines
menschlichen Embryos verkündet und war damit international auf Kritik
gestoßen.
Während ATC nach eigenen Angaben Embryonen zu Forschungszwecken
klont, wollen Antinori und Zavos mit dieser Technik auch Kinder zur
Welt bringen. Im August hatte Antinori in den USA seine Pläne zum
Klonen menschlicher Embryonen vorgestellt. Er hatte bereits mehrfach
angekündigt, auf diese Weise menschliches Leben zu vervielfältigen.
1994 sorgte er für Schlagzeilen, als er in seiner römischen
Reproduktionsklinik einer 62 Jahre alten Frau zu einem Baby verhalf.
Sein US-Kollege Zavos hatte kürzlich das baldige Klonen von Menschen
in Aussicht gestellt. Die Pläne sind ethisch und wissenschaftlich
hoch umstritten; die Erfolgsaussichten sind unklar. Der US-Senat
berät derzeit über ein Gesetz, das das menschliche Klonen sowohl zu
Fortpflanzungs- wie auch zu Forschungszwecken unter Strafe stellt. (APA)