Die weitere Existenz von
Public Netbase
ist "akut
gefährdet". Diesen Hilferuf richtete die Netzkulturinitiative in
einer Mitteilung an alle Wiener Gemeinderatsmitglieder der SPÖ und
der Grünen, den Wiener Bürgermeister und an die Wiener Stadträte
Laska und Rieder. Die gekürzten Bundes-Förderungen und die für den
Wiedereinzug von Public Netbase 2002 in das MuseumsQuartier (MQ)
nötigen Investitionen (rund 6 Millionen Schilling) bewirken, dass für den
laufenden Betrieb keine ausreichenden Finanzmittel zur Verfügung
stehen, erklärte Netbase-Leiter Konrad Becker heute, Dienstag, im
Gespräch mit der APA.
Abgesagte Projekte
Ein internationales Projekt mit Australien habe man schon absagen
müssen, unter anderem sei auch die Wiederaufnahme des Projekts
"world-information.org" im September 2002 in Amsterdam gefährdet.
2000 habe man inklusive der internationalen Gelder (EU und
internationale Projekte) 16 Millionen Schilling Gesamtbudget gehabt, 2001 nur
noch "rund 6 Millionen". Das habe für ein "Notprogramm" gereicht, es
sei jedoch ein Defizit angelaufen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt würden
Netbase bei Abdeckung des angelaufenen Defizits rund 1 Million S für
den laufenden Betrieb 2002 übrig bleiben. Damit wären nicht einmal
die Non-Profit-Internetservices für Künstler und Kulturschaffende
gesichert. Auf die Frage nach möglichen Kündigungen meinte Becker,
dass "Notfallszenarien" durchgerechnet worden seien, Public Netbase
jedoch "auch personalmäßig relativ knapp besetzt" sei. Mit einem
Mitarbeiter "fallen gleich ganze Bereiche" weg.
Zusätzliche Mittel benötigt
Obwohl Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) die
Verdreifachung der Basiszuschüsse seitens seines Ressorts für 2001
und 2002 auf drei Millionen Schilling zugesagt hat, wie auch aus dem
Kulturstadtratsbüro bestätigt wird, bedürfe es Mittel aus anderen
Ressorts, um die von Public Netbase eingereichten 10 Millionen
Jahresbudget plus sechs Millionen Investitionsbeitrag für den
Wiedereinzug in das MQ aufzubringen. Die sechs Millionen für den
Wiedereinzug seien "keine Luxusinvestitionen", sondern die "basics",
also "insbesondere auch technische Reinvestitionen". Trotz
anfallender Investitionskosten wolle man nicht auf die zusätzlichen
Veranstaltungsflächen im MQ verzichten, so Becker. Diese seien für
das "institutionelle Selbstverständnis grundlegend".
Keine Bewegung
"Wir haben alles getan, um die verschiedenen Stellen
(Finanzressort und Jugend/Bildung, Anm.) zu informieren. Bis jetzt
hat sich aber überhaupt nichts bewegt", meinte Becker. Obwohl einige
Mitglieder der Stadtregierung "meinen, dass es eine Blamage wäre,
nach Jahren der Aufbauarbeit eine sehr renommierte Institution
zugrunde gehen zu lassen, gibt es momentan keine Anzeichen, dass das
Ruder herumgeworfen und tatsächlich eine Lösung gefunden wird".
Gespräche, Möglichkeiten, Verantwortungen,...
Mailath-Sprecherin Saskia Schwaiger betonte gegenüber der APA,
dass es laufende Gespräche mit Public Netbase über eine Finanzierung
gibt, die die Initiative auch langfristig absichern würde. Für diese
Finanzierung gebe es "viele Möglichkeiten", Public Netbase sei "ja
keine reine Kulturgeschichte". Genauere Angaben wollte sie über die
"laufenden Gespräche" nicht machen. Mailath-Pokorny sehe die
Netzkultur und Medienkunst als "einen seiner Schwerpunkte". Es sei
auch der Bund gefragt, "wieder Verantworung zu übernehmen" (1999 gab
es von dieser Seite 2,3 Mill. plus Projektförderungen, 2000 und 2001
je eine Million, Anm.). Die Wiener Grünen haben am 19. 11. im
Gemeinderat einen Beschlussantrag bezüglich Public Netbase
eingebracht, der einen Antrag auf Budgetmittel in der von Public
Netbase genannten Höhe beinhaltet. (APA)