Paris/Wien - Massive Kritik übt Adolf Fehringer, Vorstandssprecher des steirischen Energieversorgers Estag am Entwurf des neuen Gaswirtschaftsgesetzes (GWG). Die darin enthaltene Gründung einer eigenen Netzgesellschaft für die Gasleitungen komme einer kalten Enteignung gleich. Diese werde man nicht kampflos hinnehmen, kündigte der Vorstand der Estag-Tochter Steirische Ferngas an. Sollte der umstrittene Passus nicht aus dem Gasgesetz gestrichen werden, werde man bis zum Europäischen Gerichtshof gehen, sagt Fehringer und stellt somit dem Wirtschaftsministerium die Rute ins Fenster. Die Estag überlege weiters, dem bestehenden Konsortium für eine österreichische Gaslösung nicht beizutreten. Geplant ist vielmehr der Aufbau einer eigenen Gasschiene mit der französischen Gaz de France (GdF) als strategischem Partner. Entscheidung noch im Dezember Laut Fehringer soll eine grundsätzliche Entscheidung noch im Dezember dieses Jahres fallen, wahrscheinlich aber nicht vor der nächsten Aufsichtsratssitzung am 13. Dezember. Das Konsortium aus OMV, EVN und Wiener Stadtwerken, die eine gemeinsame Vertriebstochter für Großkunden gründen wollen, habe seine Pläne der Estag im Oktober präsentiert. Fehringer nannte das Ergebnis "nicht berauschend". An der neuen österreichischen Gasvertriebsgesellschaft wird die OMV 50 Prozent halten, die Wiener und Niederösterreicher jeweils 25 Prozent. Den Steirern seien zuvor etwa zehn Prozent angeboten worden. "80 Prozent abgeben" Fehringer verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass ein Beitritt zu dieser österreichischen Lösung für die Estag-Tochter Steirische Ferngas heißen würde, "wir müssten 80 Prozent des Marktes abgeben". Die Steirische Ferngas ist derzeit mit einem Absatz von 1,1 Mrd. Kubikmetern das viertgrößte österreichische Gasunternehmen. Vom Umsatz her würde es sich um eine Mrd. Schilling handeln, die eingebracht werden müssten. Fehringer sagte am Dienstag vor österreichischen Journalisten in Paris: "Wir haben parallel Gespräche mit der GdF geführt und prüfen sehr ernsthaft. Danach werden wir entscheiden, was gescheiter ist." Am Mittwoch werde weiter mit der GdF verhandelt. (APA, rose, DER STANDARD, Printausgabe 28.11.2001)