Wir kochen und servieren, und ihr macht den Abwasch." Das sei die Botschaft Washingtons an die europäischen Verbündeten in der Antiterrorallianz, zitierte die International Herald Tribune einen französischen Politiker. Aber nicht nur bei den traditionell USA-kritischen Franzosen löst das Vorgehen der Amerikaner inzwischen Irritationen aus. Auch die engsten Freunde müssen erfahren, dass Washington seine Handlungsfreiheit offenbar durch niemanden einschränken lassen will.

Auf dem Flugplatz Bagram nahe Kabul sitzt Medienberichten zufolge ein rund hundert Mann starkes britisches Vorauskommando fest, eingekreist von Tausenden Kämpfern der Nordallianz, die gegen westliche Truppenpräsenz so nahe bei der Hauptstadt ist. Die Briten sollen Flughafen und Straßen für Hilfslieferungen an die Zivilbevölkerung vorbereiten. Selbst eine telefonische Bitte von Premier Tony Blair an das Weiße Haus um militärische Hilfe für die britische Einheit soll vergeblich gewesen sein. Das sieht ganz nach jenem Unilateralismus aus, der - als eine der Lehren aus dem 11. September - auch in den USA selbst infrage gestellt wurde.

Trotz aller offiziell verkündeten Solidarität und Einigkeit in der Allianz sind die Europäer wieder auf ihre wahre sicherheitspolitische und militärische Größe reduziert worden. Und die bewegt sich noch immer nahe bei null. Auch die ab 2003 geplante schnelle Eingreiftruppe wird ohne entsprechende Transportkapazitäten (die derzeit nur die USA bereitstellen können) und eigene Satellitenaufklärung ein schwaches Instrument bleiben.

Erst wenn sich hier substanziell etwas ändert - und das bedeutet: unpopuläre höhere Verteidigungsausgaben - können die Europäer erwarten, dass die USA "wir gemeinsam" meinen, wenn sie sagen: We do it our way. (DerStandard,Print-Ausgabe,28.11.2001)