International
Afghanistan-Konferenz einigt sich auf Übergangsordnung
"Feinabstimmung" vor Bildung eines vorläufigen Parlaments und eines provisorischen Kabinetts
Bonn - Die von den Vereinten Nationen organisierte
Afghanistan-Konferenz in Deutschland hat den Durchbruch zu einer
politischen Übergangsordnung für das vom Krieg zerstörte Land
erzielt. Grundsätzliche Einigkeit bestand am Donnerstag auf dem
Petersberg bei Bonn unter den vier Delegationsgruppen über die
Bedingungen für die Einsetzung eines provisorischen Kabinetts und
eines vorläufigen Parlaments. Die Verhandlungen gingen in die
Schlussphase. Annäherung wurde ebenfalls über eine zukünftige
Friedenstruppe gefunden. Die Nordallianz gab ihre grundsätzliche
Ablehnung auf.
UNO-Sprecher Ahmed Fawzi äußerte sich optimistisch, dass die
Konferenz an diesem Wochenende mit einem Erfolg abgeschlossen werden
könne. Alle Delegationen hätten ihren "ernsten Willen" betont, zu
einer Konsensverständigung zu kommen. Sie seien sich darüber im
Klaren, dass dies eine einmalige historische Chance sei. Die
Vertreter der Nordallianz betonten, sie seien nicht gegen die
Entsendung einer internationalen Friedenstruppe. Eine solche Truppe
könne aber erst nach der Bildung einer Übergangsverwaltung
stationiert werden, falls dies dann "notwendig" sei.
Gemeinsame Arbeitsgruppe
Die vier Delegationen hatten eine gemeinsame Arbeitsgruppe
gebildet, in der über die personelle Zusammensetzung der
Übergangsgremien beraten wird. Nach Angaben von Fawzi soll das
provisorische Kabinett aus 15 bis 25 Mitgliedern und der Übergangsrat
aus 120 bis 200 Mitgliedern bestehen. "Die Delegierten schreiben
weiterhin Namen auf und sind dabei in direktem Kontakt zu
Afghanistan", sagte Fawzi. "Die Feinabstimmung ist im Gange."
Die Anhänger des ehemaligen Königs Mohammed Zahir haben eine
führende Rolle für den Ex-Monarchen vorgeschlagen. Zahir Schah solle
in der Übergangszeit als Staatsoberhaupt fungieren, sagte der Leiter
der Delegation der so genannten Rom-Gruppe, Abdul Sattar Sirat, am
Donnerstagabend vor Journalisten in Königswinter. Die Rom-Gruppe
stellt elf der insgesamt 28 Delegierten bei den seit Dienstag
geführten Gesprächen auf dem Petersberg bei Bonn. (APA/dpa)