Formel 1
Machtkampf Kirch gegen Hersteller verschärft sich
Die Autohersteller luden die Formel 1 Teams zur Mitarbeit in der neuen Rennserie ein
Hamburg - Die Formel 1 steuert weiter auf einem
selbstzerstörerischen Kurs. Ohne "Wenn und Aber" wollen die in der
Königsklasse des Motorsports aktiven europäischen Automobilkonzerne
spätestens vom Jahr 2008 an in Eigenregie kräftig Gas geben und damit
den neuen Besitzer Leo Kirch weiter ausbremsen. Mit einer vom
italienischen Fiat-Konzern, zu dem auch das Ferrari-Team um
Weltmeister Michael Schumacher gehört, in drei Sprachen verteilten
Ankündigung wurde der seit dem Frühjahr schwelende Streit weiter
verschärft. "Wir haben", hieß es in der von Fiat-Pressesprecher
Gualberto Ranieri am Mittwoch verbreiteten Erklärung, "die
Formel-1-Teams eingeladen, an der neuen Serie mitzuwirken."
Nach den gescheiterten Verhandlungen mit dem neuen Eigentümer Leo
Kirch wurden in dieser Woche in Genf bei einem Treffen der Autobauer
und der Rennställe weitere Eckdaten vereinbart. Chef der neuen
Gesellschaft (GPWC Holding B.V) mit Sitz in den Niederlanden wird
Fiat-Vorstand Paolo Cantarella. Als sein Stellvertreter wird Jürgen
Hubbert von Daimler-Chrysler (Mercedes) fungieren. Am Steuer sitzen
auch Patrick Faure (Renault), Burkhard Goeschel (BMW) und Wolfgang
Reitzle (Ford).
Kirch rechnet noch mit Eingiung
Die Gründung einer Gegenserie sei seit Monaten bekannt,
beschwichtigte ein Kirch-Sprecher am Donnerstag und kündigte an, dass
die KirchGruppe ihr Engagement in der Formel 1 fortsetzen und diese
zum Vorteil aller ausbauen wolle. Kirch habe den Herstellern ein
Angebot gemacht und sei weiter gesprächsbereit. Aus
Unternehmenskreisen wurde verlautet, dass mit einer Einigung gerechnet
werde. Seit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone die Mehrheitsanteile an
seiner Gesellschaft (SLEC) an den Münchner Medien-Unternehmer Kirch
verkauft hat, fürchten Teams und Hersteller sehr werbewirksam, dass
die Formel 1 im Pay-TV verschwindet.
Allerdings geht es in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vor allem
um Einfluss und Einnahmen. Schließlich kassiert vor allem die
Formel-1-Holding SLEC die Millionengelder aus den weltweiten
TV-Rechten. Als Lockmittel für die Formel-1-Teams hat Cantarella
schon versprochen, dass es in der "New Series" gerechter zugehen
solle. Für die italienische Sportzeitung "La Gazzetta dello Sport"
sitzen die Autohersteller am längeren Hebel. Eine Einigung sei nur
möglich, wenn die andere Seite "klein beigibt". (APA/dpa)