"Weil die Pille so teuer ist, haben sich zwei Mädchen gemeinsam eine Packung gekauft und abwechselnd genommen." Belinda Mikosz, Leiterin des psychologischen Dienstes der Magistratsabteilung 11, zeigte in der Enquete über Schwangerschaftsabbruch mit diesem praktischen Beispiel auf, wie wenig manche Mädchen und Burschen über Verhütungsmethoden Bescheid wissen. "Oft werden die Beipackzettel nicht gelesen oder einfach nicht verstanden. In diesem Fall sind die Mädchen auf die Idee gekommen, weil ihnen die Pille zu teuer war." Wer weniger Schwangerschaftsabbrüche haben möchte, muß unbedingt bei der Aufklärung ansetzen und nicht einfach davon ausgehen, dass heutzutage ungewollte Schwangerschaften einfach nicht mehr passieren könnten. Oft fehlt es an genauem Wissen: wann wirkt die Pille nicht und wie wird das Kondom richtig platziert.Pille pro und contra Die Pille ist für Margit Endler, ärztliche Leiterin des Kaiser Franz Josef Spitals und Gynäkologin, die beste Möglichkeiten, die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche zu verkleinern. Wiens Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann ließ in einer Podiumsdiskussion Zweifel aufkommen: dahinter stecke die Industrie und es gebe Hinweise, dass vor allem die ersten Pillengenerationen (wahre Hormonbomben) keine unwesentliche Rolle bei der Entstehung von Brustkrebs spielen. Pittermann schlägt vor, die Pille danach rezeptfrei zu machen oder sie auf Vorrat zu verschreiben. "Vielleicht hat der Minister Bartenstein, dessen Firma die Pille danach herstellt, Interesse daran". Derzeit müssen Frauen unter höchstem Zeitdruck nach ÄrztInnen suchen, die ihnen rasch ein Rezept ausstellen. "Lebenserziehung" Martina Ludwig, SP-Gemeinderätin und SP-Frauenchefin in Wien setzt darüber hinaus auf kostenlose Verhütung und breite Aufklärung. Vor allem im Internet sieht sie eine Chance, Hemmschwellen abzubauen. Hilfreich wäre auch eine "unverkrampfte" Medienberichterstattung darüber. "Eine Kampagne für Kondome nach dem Motto, 'weil ich's mir wert bin'" wünscht sich Wiens Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger. Sie will an den Schulen und an den Volkshochschulen drei Stunden Lebenserziehung ansetzen - auch bei den Männern: "Das Wissen um die Spermien ist katastrophal". Marianne Springer-Kremser, Psychoanalytikerin und Vorstandsmitglied des Instituts für Familienplanung will Beratungsstellen wie "first love" ausgebaut und finanziert wissen. Schwangerschaftsabbruch (nicht: Abtreibung) ist immer der letzte Ausweg und niemals eine leichte Entscheidung für Frauen. Darin waren sich die Diskutantinnen einig. Schwangerschaftsabbrüche in Österreich sind teuer (zwischen 6.0000 und 12.800), werden in den Kliniken einiger Bundesländer nicht vorgenommen (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten, Burgenland) und müssen in der Regel privat bezahlt werden. Um den Zugang zum Abbruch zu erleichtern, schlägt Martina Ludwig vor, dass ihn die Krankenkassa zahlt. "Die Kostenübernahme durch Krankenkassen muß eine Forderung sein." Margot Scherl vom Verein "Frauen beraten Frauen" tritt für ein "Marketingkonzept für das ein, was passiert". Und Pittermann will sich bemühen, die Kostensätze in Wien zu vereinheitlichen. Lydia Ninz