Washington - US-Wissenschaftler haben das Erbgut des Milzbrand-Erregers entschlüsselt. Wie das Institut für Genom-Forschung (TIGR) am Mittwoch mitteilte, wurde das Genom eines Anthrax-Bakteriums vom so genannten Ames-Stamm entziffert. Untersucht worden sei ein Bakterium, das bei einem Milzbrand-Anschlag in Florida verwendet wurde. Dort war Anfang Oktober der erste von bislang fünf Todesfällen durch Bioterror-Anschläge registriert worden. Das Erbgut sei zu 99 Prozent entschlüsselt, teilte das Institut mit. Es soll jetzt mit dem Erbgut eines in Großbritannien untersuchten Milzbrand-Bakteriums verglichen werden. Dabei soll geklärt werden, ob es zwischen beiden Unterschiede in der DNS, der genetischen Struktur, gibt. US-Regierung verheimlicht angeblich Erkenntnisse Hinter den Milzbrand-Attentaten der vergangenen Wochen steckt nach Erkenntnissen des Hamburger Biowaffenexperten Jan van Aken vermutlich ein hochrangiger Mikrobiologe des US-Biowaffen-Programms. "Die Informationen deuten darauf hin, dass das Pulver aus dem US-Programm stammt", sagte van Aken am Mittwoch. Er bestätigte damit zugleich einen Vorabbericht aus dem Mitgliedermagazin der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Demnach hält die US-Regierung Erkenntnisse über den mutmaßlichen Täter und das Labor geheim. In den USA starben seit Oktober fünf Menschen an den Folgen von Milzbrandinfektionen. Missglückter Vorsichtsmaßnahme Van Aken berief sich auf Informationen der US-Biologin Barbara Rosenberg, die den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton berate, sowie auf eine Angehörige der US-Regierungsdelegation bei der Biowaffen-Konferenz der Vereinten Nationen (UNO) in Genf. "Die Angaben deuten ganz stark darauf hin, dass da was dran ist", sagte van Aken. Es handele sich wahrscheinlich um einen Experten auf dem Gebiet der Biowaffen, der mit den Anschlägen eine Erhöhung des Budgets für die US-Biowaffen-Forschung erzwingen wolle. Der Attentäter habe vermutlich Todesfälle vermeiden wollen. Darauf deute die Tatsache hin, dass die Umschläge an allen Ecken abgeklebt gewesen seien. Diese Vorsichtsmaßnahme sei aber "schief gegangen", weil er nicht berücksichtigt habe, dass die Anthraxsporen durch Mikroporen aus dem Papier der Briefumschläge hätten entweichen können. Den Verdacht auf den Nahen Osten lenken Das Absenden der Milzbrand-Briefe sei vermutlich länger geplant gewesen, meinte Greenpeace unter Berufung auf die US-Expertin Rosenberg. Das Abschicken nach den Anschlägen in den USA vom 11. September habe dazu gedient, den Verdacht auf Täter im Nahen Osten zu lenken. Partikel in den Kuverts an den demokratischen Mehrheitsführer im US-Repräsentantenhaus, Tom Daschle, seien mit einer bestimmten Chemiekalie versetzt, die beim Biowaffenprogramm der USA üblich sei, berichtete Greenpeace weiter. Andere Länder wie der Irak verwendeten dagegen eine andere Chemikalie als Trocknungsmittel. Sowohl Gegner als auch Befürworter der Theorie, dass sich der Anthrax-Täter in den USA befindet, berufen sich auf das bisher unerklärliche Verschwinden eines Biologen der Harvard University. Der 57-jährige Don C. Wiley beschäftigte sich allerdings nicht mit Anthrax, sondern mit dem potenziell tödlichen Virus Ebola. (red)