Irak
Die Knackpunkte bei der Afghanistan-Konferenz
Ausländische Militärpräsenz und Verteilung der Macht
Berlin - Unerwartet schnell haben sich die Gesandten
verschiedener afghanischer Volksgruppen auf der Bonner
Afghanistan-Konferenz auf den Zeitplan für die Bildung einer
Übergangsregierung geeinigt. Sie soll nach dem Willen der Vereinten
Nationen eine demokratische Verfassung ausarbeiten. Umstritten sind
dagegen die Verteilung der Posten in dieser Regierung und die von der
UNO angestrebte ausländische Militärpräsenz in Afghanistan.
Eine INTERNATIONALE MILITÄRPRÄSENZ soll nach dem Willen der
Vereinten Nationen verhindern, dass sich verfeindete Kriegsherren
nach dem Sturz der Taliban neue Kämpfe liefern. Vor allem die
mächtige Nordallianz lehnt eine fremde Truppe im eigenen Land ab.
"Das afghanische Volk akzeptiert keine ausländische Streitmacht in
Afghanistan, welche auch immer", betonte am Dienstag der
Nordallianz-Chef Burhanuddin Rabbani, den die UNO als legitimen
Staatspräsidenten anerkennt.
Dagegen signalisierten die übrigen Delegationen ihre vorsichtige
Zustimmung zur Stationierung ausländischer Soldaten, solange sie
ausschließlich aus neutralen moslemischen Ländern kommen. Ein
Delegierter der so genannten Peshawar-Gruppe nannte Malaysia, Marokko
und Bangladesch als geeignete Länder. "Ich glaube, darüber gibt es
eine Einigung", sagte Anwar el Hak Achadi von der von Pakistan
unterstützten Delegation.
Die MACHTVERTEILUNG in der neu zu bildenden Übergangsregierung ist
nach der Vertreibung der Taliban in den afghanischen
Interessengruppen sehr umstritten. Darüber müssten die "härtesten
Verhandlungen geführt werden", sagte ein europäischer Diplomat in
Bonn. Besonders die Ämter des mächtigen Regierungschefs und des
Innen-, Finanz- und Verteidigungsministers dürften in den vier
afghanischen Delegationen heiß begehrt sein. Eine Einbindung aller
bedeutenden Volks- und Interessengruppen gilt als Voraussetzung für
die Akzeptanz der Regierung im Volk.
Weitgehend einig waren sich die Delegierten nach Angaben des
Diplomaten dagegen über die führende Rolle von Ex-König Mohammed
Zahir Schah. Er könnte das von den UNO angestrebte "Symbol der
Nationalen Einheit" darstellen, um das sich "alle ethnischen,
religiösen und regionalen Gruppen sammeln können". (APA)