Europa
Deutschland: Bund der Vertriebenen will Vizepräsidenten abberufen
Ermittlungen wegen Volksverhetzung nach umstrittener Auschwitz-Äußerung
Berlin - Der Bund der Vertriebenen in Deutschland will
seinen Vizepräsidenten Paul Latussek abberufen, gegen den nach einer
umstrittenen Auschwitz-Äußerung wegen Volksverhetzung ermittelt wird.
Zu diesem Zweck berief die Organisation für (den morgigen) Donnerstag
eine außerordentliche Bundesversammlung nach Berlin ein. Latusseks
Ablöse ist einziger Tagesordnungspunkt.
Latussek, der auch Landesvorsitzender des Vertriebenenbunds in
Thüringen ist, hatte auf einem Verbandstag Mitte November erklärt,
die Zahl der Ermordeten im NS-Vernichtungslager Auschwitz sei
geringer als öffentlich debattiert. Im gleichen Atemzug sprach er von
"Lüge".
Latussek: Missverständnis
Die Erfurter Staatsanwaltschaft leitete daraufhin Ermittlungen
gegen Latussek ein, da der Anfangsverdacht auf Volksverhetzung
bestehe. Latussek war nach der Rede mit 97,4 Prozent der Stimmen als
Landesvorsitzender bestätigt worden. Die Universität Ilmenau, wo er
als Dozent für Elektrotechnik tätig war, kündigte ihn. Latussek hatte
die Aufregung um seine Äußerungen als Missverständnis bezeichnet. Er
habe niemals den Holocaust in Frage gestellt.
Nach eigenen Angaben lautete sein Zitat: "Noch verhindern die
Wolken einer bewusst betriebenen einseitigen Kollektivschuldzuweisung
gegenüber unserem Volke den klaren Blick zur Beurteilung der
Verbrechen in der jüngeren europäischen Geschichte und über die
Kriegsschuld in den Kriegen des vergangenen Jahrhunderts. Dies wird
sich bald verändern, da die Lügen über Katyn, Jedwabne und die
Aussagen über die Opfer in Auschwitz und anderes nicht mehr länger zu
halten sind. In Auschwitz gab es offensichtlich keine sechs Millionen
Opfer, sondern, wie ich in Polen erfahren habe, sind 930.000
nachgewiesen."
Im Redemanuskript hatte er erklärt: "Dies wird sich bald
verändern, da die Lügen über Katun, über Jebawke, über die
Opferanzahl in Auschwitz und anderes nicht mehr länger zu halten
sind." (APA/AP)