Chinas Telekommärkte führen das Wachstum des Landes an. In den ersten zehn Monaten wuchsen sie um 23,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im September durchbrach China erstmals die 300-Millionen-Marke an Telefongeräten. Mit 136 Millionen Mobiltelefonen und 174,7 Millionen Festanschlüssen kam Ende Oktober rechnerisch ein Telefonanschluss auf jeden vierten Chinesen (24,4 Prozent).

Besonders schnell nahm die Zahl an Mobiltelefonen zu, bei denen China seit Juli 2001 in absoluten Zahlen vor den USA an erster Stelle in der Welt steht. Von 84,5 Millionen "Handys" zu Ende 2000 schnellten die Zahlen bis Ende Oktober 2001 um durchschnittlich fünf Millionen Neuzulassungen pro Monat auf 136 Millionen Geräte an. Mit dieser Größe stößt der Markt der "wohlhabenderen" städtischen Chinesen, deren Mobiltelefonwünsche bisher die großen fünf Hersteller (Motorola, Nokia, Ericsson, Siemens und Samsung) erfüllten, vorläufig an seine Sättigungsgrenzen.

Anders als in Europa oder den USA ist ein Ende des Wachstums im unterversorgten China (9,2 Mobiltelefone pro hundert Einwohner) dennoch nicht in Sicht. Der Mobiltelefonmarkt dürfte sich aber künftig stärker auf die einkommensschwachen Bevölkerungsteile und damit in die Niedrigpreissegmente verlagern und heftig umkämpft werden.

Die über fünf Jahre vereinbarte stufenweise Öffnung des Telekommarktes für Auslandsbeteiligungen durch den WTO-Beitritt Chinas heizt den Wettbewerb zusätzlich an. Sowohl Marktführer Motorola, das mit seinen Joint Ventures 30 Prozent Anteil am Mobiltelefonmarkt hält und bisher 3,4 Mrd. US-Dollar Investitionen eingesetzt hat, wie der Marktzweite Nokia mit 27 Prozent und 1,7 Mrd. Dollar haben weitere hohe Investitionen in ihre Joint Ventures angekündigt.

Nokia will sich auch an die 3-G-Entwicklung wagen. Nach Hochrechnungen vom Ministerium für Informationsindustrie (MII) wird China Ende 2005 mehr als 500 Millionen Telefonverbindungen zählen. Rechnerisch hätten 40 Prozent der dann 1,35 Milliarden Menschen einen eigenen Anschluss. China wird zugleich das erste Land sein, in dem ab 2005 mehr Mobiltelefone (260 bis 290 Millionen) als Festnetztelefone (240 bis 280 Millionen Anschlüsse) im Umlauf sind. 2005 werden auch mehr als 200 Millionen Chinesen online gehen können und 150 Millionen mit Kabelfernsehen vernetzt sein.(STANDARD-Korrespondent Johnny Erling aus Peking, Der Standard, Printausgabe, 29.11.2001)