Wien - Dass sich Weine in Österreich nicht allzu lange im
Keller halten, hat vor allem einen Grund: den Besitzer. Grundsätzlich wären die edlen Tropfen - auch die Weißen -
durchaus gut lagerfähig, so Winzer Maximilian Hardegg. Aber: "Das
Grundproblem der Weine in Österreich ist, dass sie viel zu früh
getrunken werden." Wer einigermaßen an sich halten kann und Weine
länger gut aufheben will - was Qualität und Wert hebt -, der sollte
allerdings einige wichtige Grundregeln beherzigen:
Tipps
Der Wein muss das ganze Jahr über bei möglichst stabiler
Temperatur liegen - nicht stehen, weil dann der Stoppel austrocknet
und undicht wird, sodass der Inhalt oxidiert. Mindestens acht,
höchstens 15 Grad Celsius sollten es sein, so Fachmann Roman Horvath
von Wein & Co. Ist es zu kalt, entwickelt sich der Flascheninhalt
nicht richtig (der Wein "reift" nicht). Außerdem zieht sich die
Flüssigkeit bei Kälte zusammen, Luft wird zwischen Flasche und Kork
eingesogen.
Ist es zu warm, erfolgt der Alterungsprozess zu schnell und
bisweilen unkontrolliert - der Wein verdirbt vor der Zeit.
Gleichzeitig darf es auch nicht zu trocken sein, weil dann auch der
Korken trocknet und der wertvolle Flascheninhalt auslaufen kann.
Damit es nicht zu einfach wird: Zu hohe Luftfeuchtigkeit ist
ebenfalls schlecht - weil Korken und Ettiketten dann (ver)schimmeln
können. All das macht deutlich, dass das Wohnzimmer oder gar die
Küche keine idealen Langzeit-Lagerstätte für Weine darstellt. "In
einem 'Handlager' im Wohnungsbereich ohne Weinschränkchen sollten
Flaschen maximal vier Wochen aufbewahrt werden", so Horvath.
Noch etwas: Weine sind empfindlich auf Erschütterungen. Unnötiges
Schwenken der Flaschen beim Weg vom Keller zum Glas ist daher zu
vermeiden. Liegt das Lager weiter weg, dann muss darauf geachtet werden, dass
die Flaschen etwa im Auto möglichst sanft transportiert werden.
Ansonsten sollte man auf den - fragwürdigen - Trinkgenuss möglichst
verzichten und den Wein zumindest einige Tage ruhig liegen lassen.
Versteckte Qualitäten
Als lagerfähig sind vor allem schwere Rotweine bekannt, daneben
noch Süßweine. Horvath betont aber, dass auch Weiße durchaus mit
Erfolg aufzuheben sind - vorausgesetzt, es handelt sich um
höhere Qualitätsstufen mit guten Extrakt-, Alkohol und Säurewerten.
Ein entsprechender Grüner Veltliner - eigentlich als Allerweltssorte
in Österreich verschrien - braucht durchaus zwei bis drei Jahre bis
zur Trinkreife. "Auch Weine wie der Zierfandler aus der Thermenregion
oder der Neuburger aus dem gleichen Bereich oder der Wachau spielen
ihr ganzes Potenzial erst nach einigen Jahren aus", so Horvath.
Heimische Blaufränkische - um zum Lieblings-Roten zu kommen -
sollten jedenfalls zwei bis drei Jahre liegen. Der Fachmann zum
Reifeprozess: "Ganz am Anfang wirkt ein Wein irgendwie 'zerknittert'.
Dann dauert es einige Jahre bis zum Ende der 'Pubertät', ehe die
'Reifung' erreicht wird."
Daher sollte man auch nicht enttäuscht sein, dass ein Wein, der
einmal ganz gut war, plötzlich weniger ansprechend schmeckt. Dies
bedeutet nicht notwendiger Weise, dass es bereits abwärts geht. Es
kann durchaus sein, dass der Flascheninhalt gerade geschmacksmäßig
"durchtaucht" und später - vielleicht nach einem Jahr - eine ganz
neue Qualitätsstufe erklimmt.
(APA)