Wien - Die von der Regierung seit Jänner 2000 angebotene Altersteilzeit ist im heurigen Jahr von einer sprunghaften Inanspruchnahme gekennzeichnet. Waren es im Jänner lediglich 1.968 Personen, explodierte diese Zahl bis Ende Oktober auf 7.085, geht aus den jüngsten Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) hervor. Das Modell läuft Ende 2003 aus. Wie aus dem Kabinett von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) mitgeteilt wurde, werde das Angebot "massiv in Anspruch genommen". Es müsse im kommenden Jahr eine Evaluierung auch hinsichtlich einer möglichen Fortführung und weiteren Finanzierung der Aktion erfolgen. Kalkuliert habe man im Ressort zunächst mit 1.000 Beziehern. Auf jeden Fall wurden Gerüchte über ein vorzeitiges Abschaffen des Altersteilzeitmodells entschieden zurückgewiesen. Das Modell im Detail Das Modell der Altersteilzeit sieht vor, dass Frauen ab dem 50. Lebensjahr und Männer ab dem 55. Lebensjahr eine Reduktion ihrer Arbeitszeit bis auf 40 Prozent vereinbaren können. In diesem Fall wird der Lohn zwar ebenfalls auf bis zu 40 Prozent reduziert, allerdings gibt es bis zum Gang in die Frühpension vom AMS die Hälfte der Differenz auf den bis dahin bezahlten Lohn zusätzlich ausbezahlt. Bei 40 Prozent Arbeit käme man dann auf maximal 70 Prozent des ursprünglichen Gehalts, bei 50 Prozent Beschäftigung auf 75 Prozent und bei 60 Prozent Arbeit auf höchstens 80 Prozent des Lohnes. Allerdings wird die Summe von reduziertem Gehalt und AMS-Beitrag mit der Höhe der Höchstbeitragsgrundlage gedeckelt, derzeit sind das 44.400 Schilling. Konkret bedeutet dies, dass heute bei einem Bruttogehalt von 60.000 Schilling und einer 50-Prozent-Regelung die 75 Prozent des Ursprungsgehalts fast zur Gänze ausbezahlt werden. Die Hälfte der 60.000 Schilling sind 30.000 Schilling, und von den restlichen 30.000 bezahlt das AMS die Hälfte, also 15.000 Schilling. Zusammen käme der Betroffene aber trotzdem nicht ganz auf die 45.000 Schilling, weil hier mit der Höchstbeitragsgrundlage von 44.400 Schilling eine Deckelung erfolgt. Weniger Jemand, dessen Bruttogehalt über den 60.000 Schilling liegt, erhält also prozentmäßig entsprechend weniger. Wenn also jemand bisher 90.000 S brutto verdient und auf 50 Prozent der Arbeitszeit reduziert, gibt es keinen AMS-Beitrag mehr. Für das AMS ist die Altersteilzeit "budgetär ein großer Brocken". Allein mit den zuletzt 7.000 Personen sei man bis 2008 gebunden, weil die Dauer der Altersteilzeit aufgrund des hinaufgesetzten Frühpensionsantrittsalters nun bis zu 6,5 Jahre beträgt. Diese 7.000 Personen kosten dem AMS bis 2008 rund vier Milliarden Schilling (291 Mill. Euro). Da anzunehmen sei, dass die Zahl der Bezieher von Altersteilzeit nicht geringer wird, müsse man hier noch mit steigenden Kosten rechnen, heißt es aus dem AMS. Die Bedingungen für die Altersteilzeit waren von Jänner bis September 2000 etwas anders. Damals galt als Mindestarbeitszeit 50 Prozent, außerdem musste eine Ersatzkraft für die entfallende Zeit beschäftigt werden. In dieser Zeit hatte sich die Inanspruchnahme der Altersteilzeit relativ mager gestaltet - bis September waren es lediglich 821 Personen. Seit Okober 2000 ist die Mindestarbeitszeit auf 40 Prozent reduziert worden, gleichzeitig ist die Ersatzkraftregelung gestrichen worden, was vor allem die Unternehmer in ihrer Absicht beflügelte, mit Hilfe der Altersteilzeit praktisch Einsparungen bei den älteren Arbeitnehmern vornehmen zu können, ohne gleichzeitig gezwungen zu sein, eine Ersatzkraft zu beschäftigen. So hat sich seit Okober die Inanspruchnahme versiebenfacht. (APA)