Wirtschaft
Post baut bis 2004 ein Fünftel der Mitarbeiter ab
Prozesse im Schalter- und Zustellungsbereich werden gestrafft
Wien - Die Österreichische Post AG will bis 2004 ein
Fünftel, also rund 6.000 Mitarbeiter abbauen. Dieser Plan, der
bereits seit längerem bekannt ist, nimmt nun erste Dimensionen an. In
den ersten neun Monaten hat die Post heuer bereits im Schnitt 1.630
ihrer zu Jahresbeginn noch 31.000 Mitarbeiter abgebaut, sagte der
oberste Postbetriebsrat Gerhard Fritz am Freitag. Erreicht
wurde dies durch die Straffung von Prozessen im Schalter- und
Zustellungsbereich und die Inbetriebnahme von Logistikzentren in der
Steiermark und Salzburg.
Überwiegend sei der Abbau durch natürliche Fluktuation und große
Einsparungen bei Urlaubsersatzkräften erreicht worden. Für die
Mitarbeiter, die tatsächlich abgebaut wurden, habe es im Rahmen von
Betriebsvereinbarungen außerdem Einmalzahlungen gegeben, betonte
Fritz. Im kommenden Jahr soll der Personalstand um weitere 1.020 reduziert werden -
konkret um 680 Leute in der Distribution und Logistik, um 200 durch
die Postämterschließung und um 140 im Verwaltungsbereich durch
Umstellung von Rechnungswesen und Buchhaltung auf SAP.
Betriebsrat staunt
Für den Betriebsrat ist allerdings unklar, wo man diese
Mitarbeiter einsparen will. Bisher habe der Vorstand zu keinem
einzigen der 1.020 Mitarbeiter, die man abbauen will, ein Konzept
geliefert. Schon derzeit arbeiteten rund 400 Leihmitarbeiter (Stand:
Oktober 2001) für die Post, sagte Fritz. Ein deutliches Einsparungspotenzial sieht der Betriebsrat
lediglich durch das neue Briefzentrum Ost. Hier könnten bis zu 800
Leute eingespart werden. Allerdings wird das neue Verteilungszentrum
in Wien erst im Herbst 2002 in Vollbetrieb gehen. Budgetär werde dies
daher erst 2003 wirksam.
Massiv Personal abbauen wollte die Post ursprünglich auch bei der
Zustellung. Die Zahl der Zustellpostämter sollte ursprünglich
drastisch reduziert werden - von derzeit 1.900 auf 360 neue so
genannte Zustellbasen. Dieses Konzept ist aber bereits im Sommer am
Widerstand der Personalvertretung gescheitert und laut Fritz nun
"endgültig gestorben". Ein neues Konzept, das vor allem die
Automatisierung der Vorsortierung vorsieht, ist zwar in Arbeit, "das
Einsparungspotenzial ist aber dabei minimal", meint der
Personalvertreter.
"Neun-Punkte-Programm"
Die vom Vorstand nun geplanten Personalmaßnahmen 2002 sind Teil
eines "Neun-Punkte-Programms", mit dem die Rationalisierung
beschleunigt werden soll und das dem Post-Aufsichtsrat gemeinsam mit
dem Budget 2002 und dem Abschluss des dritten Quartals am kommenden
Dienstag vorgelegt werden soll. Der Betriebsrat hat bereits
angekündigt, "seinen Einwand gegen die Personalpläne einzubringen".
Durch die Reduktion der Mitarbeiter will die Postführung die
Personalkosten 2002 von 1,015 Mrd. Euro auf 1,003 Mrd. Euro (13,80
Mrd. S) geringfügig reduzieren. Damit wird der Aufwand für Personal
aber immer noch 65,2 Prozent des Postumsatzes verschlingen.
Umsatz konstant
Der Umsatz selbst soll dabei relativ konstant bleiben. 2001 wird
die Post laut Aufsichtsratsunterlagen 20,78 Mrd. S umsetzen, nach
21,22 Mrd. S im Jahr davor. Für 2002 strebt das Unternehmen einen
Umsatz von 21,16 Mrd. S an. Beim Gewinn erwartet die Post hingegen
2001 einen merklichen Rückgang: Das Ergebnis der gewöhnlichen
Geschäftstätigkeit wird demnach heuer um rund 11 Prozent auf 472,55
Mill. S sinken. Im kommenden Jahr rechnet der Vorstand wieder mit
einer kräftigen Erholung auf 654,52 Mill. S. (APA)