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Foto: Reuters/WHO
Washington - US-Forscher haben das Genom jenes Anthrax-Bakteriums entschlüsselt, das als Waffe des Bioterrors Schrecken verbreitet. Experten des Forschungsinstituts von Craig Venter - er hat bei der Entschlüsselung fast aller Genome, auch dem des Menschen, die Nase vorn - nahmen sich jenen Anthrax-Strang ("Ames") vor, der in Florida verschickt wurde. Damit hat sich die Anthrax-Forschung neuerlich beschleunigt. Erst vor vier Wochen haben andere Forscher den Mechanismus erhellt, mit dem der Erreger in Zellen eindringt und sie tötet. Man hat auch schon ein Gen identifiziert, mit dessen Hilfe sich das Bakterium vor dem Immunsystem schützt. Im entschlüsselten gesamten Genom sollen sich nun weitere Stellen zeigen, an denen Anthrax angreifbar ist. Allerdings wird die Forschung durch den Terrorismus nicht nur beschleunigt, teilweise wird sie auch gebremst. Viele Labors arbeiten nicht mehr mit potenziellen Biowaffen, der US-Bundesstaat Iowa hat seine Anthrax-Kollektion zerstört. Die US-Regierung sucht Regelungen - es gibt Gesetzesanträge, die bestimmten oder allen Ausländern das Forschen verbieten wollen -, Wissenschafter plädieren für Selbstbeschränkung: Nicht mehr alles wird publiziert, und nicht mehr alles wird erforscht. Craig Venter selbst hat laut New York Times seine Pläne aufgegeben, ein künstliches Bakterium zu bauen, weil auch dies als Biowaffe missbraucht werden könnte. (jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 11. 2001)