München - Das Europäische Patentamt (EPA) in München hat
erneut ein Patent auf das menschliche Gen erteilt, das als Auslöser
für Brustkrebs gilt. Die Behörde bestätigte am Freitag einen
entsprechenden Bericht der Umweltorganisation Greenpeace.
Das Patent ging an die US-Firma Myriad, die bereits im Frühjahr
ein ähnliches, in ganz Europa umstrittenes Patent erhalten habe,
teilte Greenpeace in Hamburg mit. "Das Europäische Patentamt will die
Patentierung menschlicher Gene gegen alle Kritik aus Politik und
Gesellschaft durchsetzen", kritisierte Greenpeace-Experte Christoph
Then. EPA-Sprecher Rainer Osterwalder betonte, die Behörde wende
geltendes Recht an.
Das Europäische Parlament habe am 4. Oktober beschlossen, gegen
das im Frühjahr erteilte Patent Einspruch einzulegen, erklärte Then.
Trotzdem habe das EPA nun das Patent EP 705 902 vergeben, das sogar
weiter gehe als das vorige. Greenpeace forderte den Bundestag auf,
Patente auf Lebewesen und ihre Gene zu verbieten und wie das
Europäische Parlament Einsprüche gegen die beiden Patente einzulegen.
Zentrale Rolle des Brustkrebs-Gens
Das betroffene BRCA1-Gen ist den Angaben zufolge eines von zwei
Brustkrebs-Genen, das bei bestimmten Fällen von Brustkrebs eine
zentrale Rolle spielt. Das erste Patent EP 0705 903 vom 23. Mai
dieses Jahre bezieht sich demnach auf das mutierte Gen, das für die
Diagnose der Krankheit wichtig ist. Das neue Patent umfasst das Gen
auch in seiner gesunden Variante, mit dem sich eventuell Therapien
entwickeln lassen.
Das Gen steht auch im Verdacht, bei Prostata- und Dickdarm-Krebs
zu wirken. Obwohl Myriad zu diesen Erkrankungen laut Patentschrift
nicht geforscht habe, gelten die umfassenden Patent-Rechte auch für
diese Funktionen des Gens, betonte Greenpeace. "Andere Wissenschafter
und Firmen dürfen nur noch an den Funktionen forschen und die
Ergebnisse verwerten, wenn Myriad zustimmt und Lizenzgebühren
erhalten hat", erklärte Then. Daher hatten außer Greenpeace auch
Humangenetiker, Bundesärztekammer, Krankenkassen, das Institut Curie
in Paris und das französische Ministerium für Gesundheit gegen die
Patentierung des Gens protestiert.
(APA/dpa)