Unternehmen
Opel schreibt weiterhin Verluste
Für Opel-Werk Wien-Aspern heißt es warten: Weichenstellungen Anfang 2002
Hamburg - Der Autohersteller Opel steckt nach einem
Bericht der "Financial Times Deutschland" weiter tief in den roten
Zahlen. Wie die Zeitung mit Bezugnahme auf
Informationen aus Branchenkreisen berichtete, rechnet die
Opel-Führung selbst nicht mehr damit, den Betriebsverlust im
laufenden Jahr gegenüber den Zahlen des Vorjahres verringern zu
können. Im vergangenen Jahr hatte der Autohersteller ein operatives
Minus von 982 Mill. DM (502 Mill. Euro/6,9 Mrd. S) ausgewiesen.
Bis Mitte Oktober hatte die Unternehmensleitung nach Angaben der
Zeitung noch geglaubt, den Verlust auf 900 Mill. DM begrenzen zu
können. Doch nun seien die Auftragsbestände aus der Zeit vor den
Terroranschlägen in den USA abgearbeitet und die allgemeine
Kaufzurückhaltung der Autokunden mache sich bei Opel bemerkbar. Mit
dem Sanierungsprogramm "Olympia" will Opel-Chef Carl-Peter Forster
den Autohersteller bis 2003 in die Gewinnzone zurück führen. Dafür
sollen bundesweit 2.500 der 42.000 Arbeitsplätze abgebaut werden.
Warten in Wien-Aspern
Die Beschäftigten des Motoren- und Getriebewerks in
Wien-Aspern, das zu einem Joint Venture von Opel und Fiat gehört,
werden noch drei bis vier Monate warten müssen, bis wichtige
Weichenstellungen zur Zukunft des Unternehmens getroffen sind. Bis
"Februar oder März" des nächsten Jahres werde es wohl noch dauern,
bis klar sein werde, welche Auswirkungen das
Opel-Restrukturierungsprogramm "Olympia" auf die einzelnen Standorte
des deutsch-italienischen Gemeinschaftsunternehmens haben werde. Dies
meinte Opel-Vorstandsmitglied Klaudia Martini am Freitag am Rande
einer Veranstaltung in Wien. Ursprünglich hatte man in Wien mit
Entscheidungen bis Jahresende 2001 gerechnet. Laut Martini sind die Standorte des Joint Ventures "Opel
Powertrain" Teil von "Olympia" - da aber nicht allein in Deutschland
entschieden werde, dauere der Entscheidungsprozess auch etwas länger.
Reduktion
Der stark defizitäre deutsche Autobauer, die Adam Opel AG, plant,
im Zuge seines Restrukturierungsprogrammes bis Ende 2003 15 Prozent
seiner Fertigungskapazitäten zu reduzieren und 300.000 bis 350.000
Fahrzeuge pro Jahr weniger zu produzieren. Aspern liefert knapp eine
halbe Million 1- und 1,2-Liter-Motoren für Kleinwagen, beispielsweise
für den Corsa und den Agila ins deutsche Eisenach oder nach Saragossa
(Spanien). Unklar ist derzeit noch, wie viele Opel-Modelle in der
Klasse, für die Aspern zuliefert, den Produktionskürzungen zum Opfer
fallen. Ausständig ist weiters noch die Entscheidungen, wie die
verbleibenden Kapazitäten auf die Komponentenwerke von "Opel
Powertrain" aufgeteilt werden. Ein solcher Beschluss kann in Wien zum
Abbau von Jobs, aber auch zum Gegenteil führen - etwa wenn
Produktionskapazitäten eines anderen "Powertrain"-Werks nach Aspern
verlegt werden.
Getriebeauftrag offen
Ausständig ist weiterhin auch die Konzernentscheidung, an welchen
Standort die Produktion des neuen Getriebes F20 vergeben wird. Opel
Powertrain Austria macht sich Hoffnungen auf den Milliardenauftrag,
der bis zu 350 neue Jobs bringen könnte - um den sich aber auch
etliche andere Standorte im Konzern bemühen.
Auch die Entscheidung über den Getriebeauftrag könnte erst im
Februar/März des nächsten Jahres wirklich fallen, meinte Martini, die
im Oktober neu in den Vorstand der Adam Opel AG eingezogen ist. Die
frühere langjährige Umweltministerin in Rheinland-Pfalz unterstrich
bei ihrem Auftritt am Freitag in Wien allerdings, dass mit dem
Konzernbetriebsrat vereinbart worden sei, im Rahmen von "Olympia"
weder einen ganzen Standort zu schließen, noch "betriebsbedingte
Kündigungen" auszusprechen. "Wir gehen damit einen Weg, der nicht
einfach ist", sagte Martini. "Olympia" gehe weit über ein einfaches
cost cutting-Programm hinaus und schließe alle Bereiche von der
Konstruktion bis in den Vertrieb mit ein. (APA)