Kabul - Bei der Afghanistan-Konferenz in Bonn wird es nach Aussage von Nordallianz-Anführer Burhanuddin Rabbani keine Personalentscheidungen geben. Außerdem wird Afghanistan nach Aussage Rabbanis die Monarchie nicht wieder einführen. "Dieses System wird in aller Welt abgeschafft, warum sollten wir es wiederbeleben?", fragte Rabbani, der nominell auch Präsident Afghanistans ist, am Freitag in Kabul. Wenn Ex-König Zahir Schah (87) aus seinem Exil in Rom in ein Amt zurückkehren wolle, müsse er gewählt werden. Das würde er akzeptieren, sagte Rabbani. "Was die Volksversammlung (Loja Dschirga), die Übergangsverwaltung und die Regierung angeht, werden die Leute in Kabul nominiert, nicht im Ausland", sagte Rabbani. Er habe seine Delegation in Bonn entsprechend angewiesen, fügte er hinzu. Wenn die Teilnehmer der Bonner Konferenz beim Nachfolgetreffen in Kabul Angst um ihre Sicherheit hätten, könnten sie bis zu 1.000 eigene bewaffnete Leute mitbringen, sagte Rabbani. Falls dies eine der Gruppen nicht wolle, seien auch internationale Truppen denkbar. "Es ist möglich, 200 Friedenssoldaten der Vereinten Nationen zu haben", sagte Rabbani. Beobachter sehen ein Risiko in dem Angebot Rabbanis, das als Vertrauen bildende Maßnahme gedacht war. Wenn sich erst einmal bewaffnete Einheiten aller Parteien in Kabul befänden, wäre auch die Gefahr eine Gewalteskalation größer, meinen viele. Andererseits seien 200 UN-Soldaten zu wenig, um die Sicherheit in der Zwei-Millionen- Stadt Kabul aufrecht zu erhalten. Zurzeit kontrolliert die Nordallianz, die von Tadschiken, Usbeken und Hasara dominiert wird, die Hauptstadt. Paschtunische Truppen sind nicht vertreten. Die Bürger Kabuls äußern sich besorgt über eine mögliche Zunahme der Kriminalität, aber auch über die Gefahr, dass es wie bereits 1992 wieder zum Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen afghanischen Fraktionen kommen könnte. In Bezug auf die politische Zukunft Afghanistans sprach sich Rabbani für die Einberufung einer Loja Dschirga aus. In dieser traditionellen Versammlung von Vertretern der einzelnen Regionen solle jede Volksgruppe gemäß ihrem Anteil an der Bevölkerung repräsentiert sein, sagte Rabbani. All diese Vertreter müssten gewählt werden. "Ich unterstütze die Demokratie in meinem Land", sagte Rabbani. Rabbani war in den 70er Jahren als fundamentalistischer Lehrer aufgetreten. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen und dem Sieg über die kommunistische Regierung 1992 war Rabbani an der Zerstörung Kabuls beteiligt, bei der 50.000 Menschen ums Leben kamen. Durch seine Weigerung, wie vereinbart das Präsidentenamt abzugeben, trug er zur Verlängerung des Bürgerkrieges bei, der erst durch den Eroberungsfeldzug der Taliban von 1994 an beendet wurde. (APA)