International
Belagerungsring um Kandahar wird enger
Taliban-Söldner leisten erbitterten Widerstand
Kabul/Islamabad - Der Druck auf die letzte
verbliebene Taliban-Bastion Kandahar wird immer stärker.
Anti-Taliban-Einheiten näherten sich am Sonntag der südafghanischen
Stadt bis auf wenige Kilometer. Gut 1000 US-Marineinfanteristen, die
seit Tagen vor Kandahar liegen, bereiteten sich auf ihren Einsatz
vor. US-Flugzeuge versuchten mit massiven Bombeneinsätzen die Taliban
zu zermürben. Die afghanische Nachrichtenagentur AIP berichtete von
vielen zivilen Opfern.
Anti-Taliban-Einheiten vom Volk der Paschtunen sind eigenen
Angaben zufolge 20 Kilometer vor Kandahar in Stellung gegangen,
berichtete der britische Rundfunksender BBC. Andere
Paschtunen-Kämpfer erklärten, sie hätten bereits Teile des Flughafens
unter Kontrolle. Es gebe allerdings Rivalitäten zwischen einzelnen
Einheiten. Auch Truppen der Nordallianz seien im Vormarsch Richtung
Süden.
"Sie kämpfen bis zum Tod"
Die Anti-Taliban-Milizen stießen bei ihrem Vormarsch auf Kandahar
offenbar auf starken Widerstand. Vor allem Hunderte auf Seiten der
radikal-islamischen Taliban eingesetzte arabische Kämpfer hätten sich
am Sonntag bei Gefechten auf den Flughafen von Kandahar seinen
Verbänden entgegen gestellt, sagte am Sonntag ein Sprecher der
paschtunischen Milizen des früheren Gouverneurs von Kandahar, Gul Aga
Shersai. Ein Sprecher der Anti-Taliban-Kämpfer, Khalid Pashtoon,
sagte Reuters per Satelliten-Telefon: "Die Araber kämpfen wirklich.
Sie wissen, dass sie nichts zu verlieren haben. Sie kämpfen bis zum
Tod."
BBC zitierte US-Marines vor der Stadt, sie seien "bereit zum
Angriff". Transporthubschrauber hätten weitere Panzerfahrzeuge in die
Stellungen etwa 80 Kilometer südöstlich von Kandahar gebracht. Die
Marines unternähmen immer weitere Erkundungs-Patrouillen vor
Kandahar. Ein frühere US-General meinte allerdings, einen Sturm auf
die letzte Taliban-Hochburg werde es frühestens in zwei, drei Tagen
geben.
Kapitulations- verhandlungen mit Taliban
Zugleich führten paschtunische Oppositionskräfte
Kapitulations-Verhandlungen mit den Taliban in Kandahar. Einzelheiten
darüber wurden allerdings nicht bekannt. Die USA vermuten, dass sich
Talibanchef Mullah Mohammed Omar sowie El-Kaida-Terroristen in der
Stadt aufhalten.
Nach Angaben der afghanische Nachrichtenagentur AIP kamen 13
Zivilisten bei den Bombenangriffen auf Kandahar ums Leben. 30 weitere
starben bei Luftangriffen auf Busse auf der Straße zur pakistanischen
Grenze. Die USA wiesen Berichte zurück, ihre Flugzeuge hätten bei
Einsätzen bei Tora Bora im Osten des Landes ein Bergdorf zerstört und
50 Bewohner getötet. Die USA bombadieren dort seit Tagen Höhlen und
Tunnelanlagen, in denen sich Bin Laden verstecken könnte. (APA/dpa/Reuters)