Wien - Auf Österreichs Telekommarkt werden offenbar die Karten neu gemischt. Genährt werden diverse Spekulationen zum einen von Telecom Italia (TI), die ihre Anteile an Telekom Austria (TA) und Mobilkom verkaufen will und dabei auch den zweiten TA-Großaktionär, die Staatsholding ÖIAG, zu einem Totalverkauf der Telekom animieren dürfte. Zum anderen erweist sich das vor einem Jahr mit der hoffnungsfrohen Versteigerung der UMTS-Lizenzen begonnene Geschäft mit den Multimediahandys als überaus hartes Brot, von dem kein Betreiber leben kann. Selbst finanziell potente Weltkonzerne wie Spaniens Telefónica rechnen Tag und Nacht an Businessplänen, um im Morgengrauen festzustellen, dass es sich doch nicht rechnet. Sechs Betreiber in einem gesättigten Markt können nicht wirklich satt werden. Passende Steckdose Dass bei Telefónica in Österreich Veränderungen anstehen, wird gar nicht mehr geleugnet. Das jüngste Gerücht besagt, dass die "Matadores", die mit European Telecom wohl einen Festnetzanschluss, aber keine Handys haben, dringend Anschluss suchen. Die passende Steckdose wäre Connect Austria (One), wo ohnehin ein Eigentümerwechsel ansteht, weil die zum deutschen Energieriesen gehörende Viag Telecom auf Rückzug ist. Unbestätigten Informationen zufolge haben Viag und France Télécom (hält über Orange 17,45 Prozent an One, Anm.) bereits im Herbst vereinbart, dass die Franzosen im Fall des Verkaufs des 51-Prozent-Anteils der Viag über eine Art Vorkaufsrecht verfügen. France Telecom an TA interessiert Nun aber zeigt sich France Télécom in höchstem Maß am TA-Konzern (inkl. Mobilkom) interessiert, verlautet aus ÖIAG und Finanzministerium unisono. Das käme besonders industriepolitischen Überlegungen im Zusammenhang mit einem allfälligen TA-Komplettverkauf entgegen, denn damit bliebe der TA das Schicksal eines Finanzspekulationsobjekts erspart. Kommen die Franzosen bei der TA zum Zug, müssten sie ihr One-Paket veräußern, aber so hätte Telefónica eine günstige Chance auf Zugang zu einem funktionierenden GSM-Operator. Stornos bei Immobilien und Webdiensten lassen auf einen Rückzug aus Wien schließen. (ung, DER STANDARD, Printausgabe 1.12.2001)