IT-Business
Deutsche Telekom befürchtet Liberty-Rückzug aus Kabelgeschäft
Abmahnung noch vor Mitte Dezember erwartet
Die Deutsche Telekom
sorgt sich um den Vollzug des geplanten Verkaufs
ihrer TV-Kabelaktivitäten. In einem Reuters vorliegenden Brief
an das Bundeskartellamt äußerte das Unternehmen die Befürchtung,
dass das US-Medienunternehmen
Liberty Media
von dem
vereinbarten Kauf des TV-Kabelnetzes zurück treten könnten, wenn
die Behörde einen Einstieg von Liberty bei KirchPayTV versagen
sollte. In dem Schreiben von Telekom-Anwälten mit Datum 26.
November heißt es, aus der Sicht der Telekom "ist zu befürchten,
dass eine Untersagung des Vorhabens Liberty/Kirch dazu führen
könnte, dass Liberty von dem Vorhaben Abstand nimmt, die
verbliebenen Kabelnetzaktivitäten von der Kabel Deutschland GmbH
und der Deutschen Telekom AG zu erwerben". Unterdessen hieß es
in einem Zeitungsbericht, Liberty werde noch vor Mitte Dezember
eine Abmahnung vom Kartellamt erhalten.
Einbindung
In dem Brief beantragt die Telekom zugleich zum laufenden
Genehmigungsverfahren Liberty/Kirch beigeladen zu werden, da die
eigenen Interessen durch das vereinbarte TV-Kabelgeschäft
"erheblich berührt" seien. Hintergrund der Telekom-Initiative
ist, dass der Bonner Konzern aus dem TV-Kabelverkauf den
bisherigen Vereinbarungen zufolge rund 5,5 Milliarden Euro in
bar und Wertpapieren erhält. Rund vier Milliarden Euro hat die
Telekom zur Senkung ihrer Verschuldung in Höhe auf rund 50
Milliarden Euro zum Jahresende 2002 von zuletzt rund 65
Milliarden Euro bereits eingeplant.
Genehmigungsvorbehalt
Telekom und Liberty Media haben bei dem Vertragsabschluss
Anfang September verhandlungsnahen Kreisen zufolge weit
reichende Klauseln vereinbart, die beiden Unternehmen bei
Änderungen der Rahmenbedingungen von dem Geschäft ein
Rücktrittsrecht einräumt. Darunter fällt unter anderem ein
Genehmigungsvorbehalt durch das Bundeskartellamt. Wie bei
Transaktionen dieser Größe üblich, vereinbarten die Telekom und
Liberty Konditionen für den Fall, dass sich die rechtlichen und
politischen Rahmenbedingungen ändern oder Zahlungsziele
überschritten werden, hatte es in den Kreisen geheißen.
Kein Kommentar
Ein Sprecher der Telekom wollte sich weder zum Inhalt noch
zur Existenz des Briefes an das Kartellamt äußern. Alle drei
Vorhaben von Liberty liegen der Behörde zur Genehmigung vor. Zum
TV-Kabelgeschäft wird am 7. Januar eine Entscheidung erwartet.
Am Donnerstag hatte ein hoher Beamter des Kartellamts Reuters
gesagt, seine Abteilung habe Bedenken gegen die Transaktion, die
Liberty die Kontrolle über einen Großteil des deutschen
Kabelgeschäfts geben würde.
Abmahnung im Anrollen
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete unterdessen vorab aus
ihrer Samstagsausgabe, Liberty werde vom Bundeskartellamt
voraussichtlich noch vor Mitte Dezember eine Abmahnung für den
geplanten Kauf des Telekom-Kabelfernsehnetzes erhalten. Dies sei
das Ergebnis eines Gesprächs mehrerer Liberty-Manager mit
Vertretern des Kartellamts in dieser Woche gewesen. Die
Präsidentin von Liberty Media International, Miranda Curtis, und
die Wettbewerbsbehörde hätten sich nicht auf eine gemeinsame
Linie beim geforderten Ausbau der Kabelnetze verständigen
können, berichtete das Blatt. Die Telekom und Liberty wollten
den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. (Reuters)