Klagenfurt - SPÖ-Bundesvorsitzender Alfred Gusenbauer hat am Samstag seine Forderung nach einer vorverlegten Nationalratswahl bekräftigt. Angesichts der "außerordentlich schlechten Position", in der sich derzeit FPÖ und ÖVP befinden würden, rechne er allerdings nicht mit einer Neuwahl. "Sie werden bis zum Ende der Periode wie Kletten aneinander kleben", sagte Gusenbauer am Rande der Kärntner Landesversammlung des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker (BSA) in Velden gegenüber dem ORF und der APA. Eine mögliche Koalition nach der nächsten Wahl zwischen SPÖ und FPÖ hält Gusenbauer "für nicht sinnvoll". Es gebe nämlich sowohl im politischen Stil als auch in einer Reihe von Sachfragen weitehin "fundamentale Unterschiede". Zudem hätte die FPÖ seit ihrem Regierungseintritt eine "brutale Macht- und Belastungspolitik" sowie einen "Verrat an den kleinen Leuten" betrieben, meinte Gusenbauer. Für die SPÖ gehe es nach den Worten ihren Parteichefs vor allem darum, die FP-VP-Mehrheit zu brechen. Falls eine solche nämlich auch nach der nächsten Wahl gegeben sein sollte, werde die Koalition zwischen Blau und Schwarz mit Sicherheit fortgesetzt: "Egal, wie viel sie vor der Wahl streiten, die Zusammenarbeit bleibt." Den "Ton" in der freiheitlichen Bundespolitik gebe laut Gusenbauer nach wie vor der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider an. Die anderen FP-Politiker in Wien seien lediglich "Marionetten". Keine Antwort wollte Gusenbauer auf die Frage geben, ob es im Falle des Brechens der FP-VP-Mehrheit automatisch zu einer rot-grünen Zusammenarbeit kommen werde. Zum Näherrücken zwischen FPÖ und SPÖ in Kärnten bemerkte der Bundesparteichef, es würde sich dabei nicht um einen "rot-blauen Flirt", sondern lediglich um eine Zusammenarbeit in Sachfragen handeln. Die SPÖ hätte sich zu diesem Schritt entschließen müssen, weil von Seiten der ÖVP keine konstruktiven Vorschläge gekommen seien. Eine "gute demokratische Tradition" nannte es Gusenbauer, dass die jeweils stimmenstärkste Partei den Landeshauptmann stellen sollte. Allerdings sei dies in Kärnten viele Jahre von FPÖ und ÖVP nicht eingehalten worden. Ziel der SPÖ in Kärnten sei es jedenfalls, nach der nächsten Wahl im Jahre 2003 wieder stärkste politische Kraft zu werden und den Landeshauptmann zu stellen.(APA)