Moskau - Der diesjährige Welt-Aids-Tag war in vielen Ländern vor allem der Frage gewidmet, wie die weiteren Ausbreitung der Immunschwächekrankheit eingedämmt werden kann. Einhellig wurden dabei größere Anstrengungen in der Vorbeugung und in der Aufklärung über Aids gefordert. Der Welt-Aids-Tag am Samstag stand unter dem Motto "Aids - das geht mich an ... Dich auch?" Die Immunschwächekrankheit wurde vor 20 Jahren erstmals diagnostiziert. 38 Millionen Menschen haben sich seitdem infiziert, 22 Millionen Menschen sind bereits gestorben. Peter Piot, Direktor des UNO-Aids-Programms, warnte in einem am Samstag in Moskau veröffentlichten Interview, dass Nachlässigkeit im Bereich der Vorbeugung teuer bezahlt werden müsse. Piot warnte, Millionen Menschen würden im nächsten Jahrzehnt in Russland an Aids sterben, wenn die Regierung nicht energische Gegenmaßnahmen einleite. Er bezog sich mit seinen Äußerungen auf die schon Mitte der Woche bekannt gegebenen Zahlen, wonach in den Ländern der früheren Sowjetunion die HIV-Infektionsraten weltweit am schnellsten steigen. Alles hänge davon ab, welche Haltung die Regierung einnehme, sagte Piot. Russland Nach Angaben des Gesundheitsministeriums haben sich seit Januar 1987 in Russland 163.000 Menschen mit Aids infiziert. Die Zeitung "Moskowski Komsomolez" wies allerdings in einem Kommentar am Samstag darauf hin, dass die offiziellen Zahlen mit fünf oder zehn multipliziert werden müssten, wenn man der tatsächlichen Zahl der Erkrankten nahe kommen wolle. "Die schockierende Schlussfolgerung daraus ist, dass in Russland rund eine Million Menschen infiziert sind." Kambodscha Auf Erfolge im Kampf gegen Aids wies die kambodschanische Regierung hin. So sei es gelungen, die Infektionsrate, die die höchste in Asien ist, deutlich zu senken. So ist die Benutzung von Kondomen deutlich gestiegen. Allerdings stehe dem Land das Schlimmste noch bevor, da in den kommenden Jahren noch tausende an Aids sterben würden, sagte der Beauftragte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Bill Pigott. Hongkong In Hongkong forderten Demonstranten die chinesische Regierung auf, sich auch um die Behandlung der tausenden armen Aids-Kranken auf dem Lande zu kümmern. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres stieg die Zahl der Neuinfektionen in China im Vergleich zum Vorjahr um 67 Prozent. UNO-Generalsekretär Kofi Annan erklärte am Freitag in New York, jede Stunde würden sich rund 600 Menschen mit Aids infizieren, und mehr als 60 Kinder an dem HI-Virus sterben. Die Seuche erschüttere die Sicherheit ganzer Gesellschaften und gefährde deren Zukunft, betonte der Generalsekretär. (APA/AP)