Taipeh - Die Parteienlandschaft in Taiwan hat sich seit dem Wahlsieg von Staatspräsident Chen Shui-bian vor eineinhalb Jahren stark verändert. Nach fünf Jahrzehnten Herrschaft hatte die Kuomintang im März 2000 ihre Macht abgeben müssen. Seither splittern politische Gruppen ab und haben sich zwei neue Parteien gegründet. Die vier wichtigsten Parteien bei der Parlamentswahl am Samstag:

  • Demokratische Fortschrittspartei (DPP) - die 1986 gegründete Fortschrittspartei von Präsident Chen Shui-bian (50) ist aus der Unabhängigkeits- und Demokratiebewegung hervorgegangen. Ihre Wurzel hat die DPP unter gebürtigen Taiwanesen. Chen verfolgt eine stärkere wirtschaftliche Integration mit der Volksrepublik, steuert aber einen unabhängigen Kurs gegenüber Peking.

  • Nationalpartei (Kuomintang) (KMT) - die vom chinesischen Republik-Gründer Sun Yat-sen gegründete Kuomintang hatte sich nach der Machtübernahme der Kommunisten in Peking 1949 nach Taiwan geflüchtet. Mit harter Hand regierten die Festlandchinesen die Insel und ließen erst Ende der 80er Jahre demokratische Reformen zu. Die Kuomintang befürwortet eine Wiedervereinigung nach dem Ende des Kommunismus. Ihr Vorsitzender ist der frühere Vizepräsident Lien Chan (65).

  • Volkspartei (People First Party/PFP) - wurde im vergangenen Jahr von dem populären ehemaligen Gouverneur Taiwans, James Soong (59), gegründet. Er verließ die Kuomintang, nachdem sie seine Präsidentschaftskandidatur 2000 nicht unterstützt hatte. Er tritt ähnlich wie die Kuomintang für eine letztendliche Wiedervereinigung ein und wird möglicherweise 2004 bei der Präsidentenwahl antreten.

  • Solidaritätsunion Taiwans (TSU) - eine im Juli gegründete Splittergruppe mit dem früheren populären Präsidenten Lee Teng-hui (78) als geistigem Vater, der lieber auf Distanz zu Peking geht und ähnlich wie Präsident Chen Shui-bian einen eigenständigen Kurs Taiwans befürwortet. Er wurde deswegen aus der Kuomintang ausgeschlossen. Die Partei hatte bisher nur einen Sitz im Parlament.(APA)