Jalalabad - US-Kampfflugzeuge haben bei Luftangriffen ein ostafghanisches Dorf zerstört und dabei nach Berichten Überlebender 100 bis 200 Zivilisten getötet. Der Bauer Lalgul aus dem Gebiet südlich von Jalalabad berichtete am Samstag, die Jets hätten das Dorf Kama Ado in vier Angriffswellen beschossen und mehr als 25 Bomben abgeworfen. Dabei seien alle 30 Häuser des Bergdorfes zerstört worden, sagte Lalgul im Krankenhaus von Jalalabad, wohin er verletzte Kinder gebracht hatte. Die US-Streitkräfte erklärten, ihnen lägen dazu keine Informationen vor. Das Pentagon hatte zuvor mitgeteilt, die Luftangriffe würden sich auf zwei Gebiete konzentrieren: die Region um Kandahar und die Berge südlich von Jalalabad, wo sich mehr als 600 Taliban-Kämpfer und Mitglieder der Terrororganisation El Kaida in Höhlen versteckt halten sollen. Kama Ado liegt am Fuß dieser Gebirgskette. Der Militärchef der Provinz Nangarhar, Mohammed Seman, nannte die Berichte der Überlebenden übertrieben und sprach von 15 bis 20 getöteten Dorfbewohnern. Seine Regierung habe die US-Behörden informiert, dass die Angriffe sich auf ein falsches Ziel konzentriert hätten, sagte Seman weiter. Seman berichtete auch von einem Treffen einer Provinzdelegation mit ausländischen Taliban-Kämpfern in den Bergen. Dabei habe die Delegation ihnen ein Ultimatum bis Montag gestellt, um sich zu ergeben. Unterdessen dauerten die Kämpfe um die letzte Taliban-Hochburg Kandahar an. Mehr als tausend US-Soldaten, die in der Nähe der Stadt in der Wüste einen Stützpunkt errichtet haben, blieben in Alarmbereitschaft. In Washington erklärte der stellvertretende Generalstabschef Peter Pace: "Dieser Kampf wird weitergehen, bis Kandahar wirklich eine freie Stadt ist wie der Rest von Afghanistan." Vor den massiven US-Bombenangriffen auf Kandahar fliehen immer mehr Menschen in Richtung Pakistan. Etwa 1200 neue Flüchtlinge seien am Samstag in einem Lager bei dem Grenzposten Chaman registriert worden, teilte das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Quetta mit. Mehrere hundert von ihnen seien in das Lager Roghani weitergeleitet worden, in dem sich bereits 14.000 Menschen aufhielten. Rund 800 weitere Familien warteten noch im Niemandsland der Grenzregion, um sich registrieren zu lassen. Laut einem UNHCR-Sprecher leiden viele der Flüchtlinge an Hunger. Die meisten von ihnen stammen entweder aus der Umgebung von Kandahar oder aus Spin Boldak. Beide Orte sind seit Tagen umkämpft.(APA/dpa)