Wien - Heftige Kritik übt der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und künftige Präsident des "European Jewish Congress", Michel Friedman, daran, dass Österreichs Landeshauptleute in den jüngsten Restitutionsverhandlungen mit dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Ariel Muzicant, den Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider in das Verhandlungskomitee nominiert hatten. "Dass sie Muzicant als einzige Möglichkeit zu verhandeln zugemutet haben, mit Herrn Haider an einem Tisch zu sitzen, ist ein Skandal", betonte der CDU-Politiker laut Vorausmeldung in einem am Montag vom Nachrichtenmagazin "profil" veröffentlichten Interview. Friedman selbst hätte sich an der Stelle Muzicants nicht mit Haider getroffen. Für ihn sei Haider "nicht satisfaktionsfähig". Vom Grunde her sei Verhandlungsergebnis, wonach die Bundesländer geraubtes und zerstörtes jüdisches Gemeinde- und Stiftungseigentum mit 250 Millionen Schilling entschädigen, "ein großer Erfolg", so Friedman. Es handle sich für die Betroffenen um eine "symbolische Satisfaktion, aber sie hat einen Preis gehabt, der der jüdischen Seite abgenötigt wurde". Es sei eine "grundsätzliche Frage, die nicht nur die jüdische Gemeinde angeht, ob und wie lange dieses Land von Menschen regiert bleibt, die eine Politik gestalten, die gestrig ist und keine Zukunft haben wird". Muzicant und Vertreter der Landeshauptleutekonferenz - neben Haider der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll und Wiens Finanzstadtrat und Vizebürgermeister Sepp Rieder - hatten sich darauf verständigt, dass die Länder 250 Mill. S (18,2 Mill. Euro) zur Verfügung stellen. Der Bund ist bereit, zur Finanzierung jüdischer Infrastruktur beizutragen. Muzicant will sich im Gegenzug in den USA für die Niederschlagung zumindest einer der zwei noch offenen Sammelklagen einsetzen. (APA)