Nahost
Hamas und Jihad - die schlagkräftigsten Gruppen im Kampf gegen den Friedensprozess
Jerusalem - Israels umstrittene Politik der
"Liquidierung" von mutmaßlichen Gewaltdrahtziehern hat den radikalen
Gegnern des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat starken
Auftrieb gegeben. Die Hamas und der "Islamische Heilige Krieg" (Jihad
Islami) sind erklärte Gegner Arafats und des Oslo-Friedensprozesses.HAMAS:
Die Bewegung entstand während des Volksaufstands (Intifada) in den
besetzten Gebieten von 1987 bis 1993. "Hamas" ist die Abkürzung für
"Bewegung des Islamischen Widerstandes". Ihre Hochburg liegt im
Gaza-Streifen. Ihr militärischer Arm "Ezzedin el Kassam" hat sich zu
einer Reihe von Selbstmordanschlägen bekannt. Ezzedin el Kassam war
ein nationalistischer arabischer Scheich, der 1935 im Kampf gegen die
damalige britische Mandatsmacht umkam.
Der Gründer und geistliche Führer der Hamas, Scheich Ahmed Yassin,
war 1997 nach zehnjähriger Haft in Israel auf jordanischen Druck
freigelassen worden. Der damalige König Hussein hatte Yassins
Freilassung ultimativ verlangt, nachdem zwei mit gefälschten
kanadischen Pässen ausgestattete Agenten des israelischen
Geheimdienstes Mossad nach dem gescheiterten Versuch, den
Hamas-Führer Khaled Mechaal in Amman zu ermorden, von den
jordanischen Behörden festgenommen worden waren.
Die Hamas fördert eine Reihe sozialer Projekte in den
Palästinensergebieten und sichert damit ihren Rückhalt in der
Bevölkerung. Sie ist die stärkste Oppositionsbewegung gegen Arafat.
Nach israelischen Angaben wird sie finanziell sowohl vom Iran als
auch von Saudiarabien unterstützt.
JIHAD ISLAMI:
Eine der für Israel gefährlichsten Untergrundorganisationen, die
Gruppe "Jihad Islami" (Islamischer Heiliger Krieg), entstand vor über
zwei Jahrzehnten. Der Extremistenführer Fathi Shkaki, der in Kairo
Medizin studierte und seit 1979 in einem Jerusalemer Krankenhaus
arbeitete, gilt als ihr Gründer. Er wurde im Oktober 1995 auf der
Insel Malta erschossen - vermutlich von israelischen Mossad-Agenten.
Zuvor hatte er viele Monate in israelischen Gefängnissen verbracht
und dennoch die Fäden der Organisation in der Hand behalten.
Im August 1988 wurde der glühende Anhänger der iranischen
Revolution von den Israelis in den Libanon deportiert, später ging er
nach Damaskus. Von dort aus rekrutierte er Anhänger in mehreren
Ländern und dirigierte mit einem ausgeklügelten Netz von Kurieren die
Zellen seiner Organisation in den von Israel besetzten Gebieten. Eine
Reihe blutiger Anschläge und Selbstmordattentate vor allem nach dem
israelisch-palästinensischen Grundlagenvertrag 1993 wurde der
Organisation angelastet. Shkaki sagte einst in einem Interview,
"wirklicher Frieden kommt erst, wenn Israel von der Landkarte
verschwindet."
Jihad Islami ist in den Palästinensergebieten eine
Untergrundgruppe und offiziell verboten. Ihre Mitglieder werden
verfolgt und müssen mit Gefängnisstrafen rechnen. "Jihad" bedeutet
die religiöse Pflicht der Moslems, ihre Religion notfalls auch mit
Gewalt zu verbreiten. Ein Jihad impliziert nach Auffassung
islamischer Rechtsgelehrter aber nicht notwendiger Weise einen Aufruf
zum Krieg. Vielmehr sollen die Gläubigen den Jihad "sowohl mit dem
Herzen" (gegen sich selbst), der "Zunge und Hand" (zur Überzeugung
und als Beispiel für andere) sowie mit dem "Schwert" führen. Doch
sind in der mehr als 1300 Jahre langen Geschichte des Islam Kriege
immer wieder mit dem Begriff religiös motiviert worden. (APA)