Die Kuomintang fiel von 110 Sitzen auf 68 zurück. Chens Partei erhielt 21 neue Mandate. Mit 87 der 225 Sitze stellt sie die stärkste Fraktion. Vom Einbruch der Kuomintang profitierte mit 46 Sitzen auch die KMT-Abspaltung Volkspartei (PFP) unter James Soong. Zwei Drittel der 15 Millionen Wahlberechtigten auf Taiwan konnten sich unter 455 Kandidaten und fünf Parteien sowie unabhängigen Kandidaten entscheiden. Die USA priesen die Wahlen als Beispiel für "die Lebenskraft der Demokratie auf Taiwan."
Angesichts der zerstrittenen Kuomintang hatten sich Pekings Führer im Vorfeld auf Gewinne für Präsident Chens Partei eingestellt. Sie verdächtigen Chen seit seiner Amtseinführung, mit dem Expräsidenten Lee Teng-hui gemeinsam Taiwan in die Unabhängigkeit führen zu wollen. Pekings Regierung wurde gestern aber von der Höhe des Votums für Chens Partei überrascht. In den Radio- und Fernsehnachrichten durfte nicht berichtet werden. Erst am Mittwoch will das zuständige Büro beim Staatsrat die Wahlen kommentieren.