Klagenfurt - Die Grünen bereiten sich offenbar auf eine Regierungsbeteiligung vor. Es solle jetzt rasch über eine Änderung des Bundesstatuts nachgedacht werden, das eine Beteiligung derzeit nicht vorsehe, sagte Bundessprecher Alexander Van der Bellen auf der Landesversammlung der Kärntner Grünen in Klagenfurt. Im Gespräch mit dem STANDARD wollte Van der Bellen nicht ausschließen, dass es wegen des Temelín-Streits zwischen den Koalitionspartnern ÖVP und FPÖ zu vorgezogenen Neuwahlen kommen könnte: "Man wird sehen. Die FPÖ hat sich mit ihrer Vetopolitik in eine Sackgasse manövriert."

Ihrem Volksbegehren sei durch die Brüsseler Einigung "der Wind aus den Segeln genommen". Und auch sonst hätten die FPÖ und Jörg Haider "den Zenit längst überschritten" und "trotz massiver Haider-Präsenz in den letzten zwei Jahren jede Wahl verloren". Auch auf Bundesebene sei nun ein "großer Vertrauensverlust bei den Wählern eingetreten". Jedenfalls müssten die Grünen "für den Fall des Falles gerüstet sein".

Glawischnig: Koalition "bröselt"

Auch die grüne Umweltsprecherin Eva Glawischnig sieht es in der schwarz-blauen Koalition "ordentlich bröseln". Sie kritisierte das Temelín-Ergebnis der österreichischen Verhandler scharf: " Das Schüssel-Zeman-Papier ist erschreckend dünn." In den Fragen Erdbebensicherheit und Reaktorschutzhülle gehe man weit hinter die im Schwarzbuch der österreichischen Experten formulierten Forderungen zurück.

Auf der Kärntner Landesversammlung wurde am Wochenende der Völkermarkter Friedrich Zirgoi (45) mit 100 Prozent Zustimmung zum neuen Landessprecher gewählt. Sein Vorgänger Michael Johann hatte nicht mehr kandidiert. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 3.12.2001)