"Es ist ein unschätzbares Netzwerk zwischen Wissenschaft, Politik, NGOs und Verwaltung", erläutert Wiens Integrationsstadträtin Renate Brauner (SP) das Besondere an der jährlich stattfindenden Metropolis-Konferenz für Migrations- und Integrationsfragen. Seit Freitag ist Wien nun ein Knoten in diesem internationalen, institutionenumspannenden Netz. "Und wir sind die Ersten, die als ganze Stadt Mitglied dieser Konferenz wurden." Der "braindrain" in den Herkunftsländern von Migranten ist etwa eine der Fragen, die bei diesem institutionellen und internationalen Austausch behandelt wird. Auf wissenschaftlicher Ebene ist dies schon länger Thema: Wenn Industriestaaten hochqualifizierte Arbeitskräfte abwerben - etwa im IT-Bereich - was bedeutet dies langfristig für die Herkunftsländer? Bei der Metropoliskonferenz, die Mitte der 90er-Jahre von kanadischen Wissenschaftern ins Leben gerufen worden war, wurden nun auch Beamte und Politiker mit diesem Komplex konfrontiert. Vielfalt als Chance Ein weiterer Themenschwerpunkt läuft heuer unter dem Stichwort "Diversität": Wie gelingt es Kommunen, die Vielfalt einer multikulturellen Gesellschaft nicht ausschließlich als soziales Problem, sondern auch als Chance zu sehen? Wie also die spezifischen Stärken von Minderheiten gezielt gefördert und genutzt werden können. Wobei in Rotterdam nicht nur die Möglichkeit der Stärkung der eigenen Standortfaktoren Thema waren, sondern auch mögliche Probleme: Etwa wenn die unterschiedlichen Wertesysteme - wie auch sozialer Ausschluss - zu Separatismus und Fundamentalismus führen. Die Aufnahme Wiens als Mitglied in die Metropolis-Konferenz wurde Freitagmittag nach der Abschlussdiskussion von Renate Brauner mit Ivo Opstelten, Bürgermeister von Rotterdam, Obed Mlaba, Bürgermeister von Durban, Nuria Carrerai Comes, Viezebürgermeister von Barcelona und David Miller, Stadtrat in Toronto verkündet. Die nächste Metropolis-Konferenz findet 2002 in Oslo statt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1./2. 12. 2001)