International
Anti-Taliban-Kämpfer nehmen Flughafen von Kandahar ins Visier
Mindestens zwölf paschtunische Kämpfer getötet
Kabul - Im Kampf um die letzte Taliban-Hochburg Kandahar
im Süden Afghanistans haben Truppen örtlicher Paschtunen-Führer den
Flughafen der Stadt ins Visier genommen. Wie ein Sprecher des
früheren Provinz-Gouverneurs Gul Agha der Nachrichtenagentur AFP
sagte, drangen die Gegner der Taliban auf die Landebahn des
Flughafens vor. Unterstützt wurden sie dabei von heftigen
US-Bombardements auf Stellungen der Taliban.
Nach Angaben von Aghas Sprecher leisteten die Taliban heftigen
Widerstand. Mindestens zwölf paschtunische Kämpfer seien getötet
worden, auf der Seite der Taliban beliefen sich die Verluste auf das
Dreifache. Der Sprecher zeigte sich zuversichtlich, dass der
Flughafen bis zum Abend erobert sein werde. Zuvor hatte ein Sprecher
des Paschtunenführers Hamid Karsai erklärt, dessen Kämpfer stünden
einen Kilometer vor dem Flughafen. Die Einnahme sei für die Gegner
der Taliban und die US-Armee von großer Bedeutung. Von dort aus
könnte der Kampf gegen die radikalislamische Miliz, die noch vier
Provinzen im Süden Afghanistans kontrolliert, entscheidend
vorangetrieben werden.
USA verstärken Einheiten
Nach Angaben von geflohenen Einwohnern Kandahars bombardierten
US-Flugzeuge Taliban-Stellungen auf dem Flughafengelände, die von
Kandahar dorthin führende Straße sowie Positionen um die Stadt herum.
Laut AIP wurden bei den US-Luftangriffen auf ein Wohngebiet in der
Nähe des Flughafens zwei Zivilisten getötet. Von unabhängiger Seite
wurde der Bericht zunächst nicht bestätigt.
Wie ein Sprecher der US-Armee mitteilte, verstärkten die USA ihre
Elitetruppen südwestlich von Kandahar. Unter anderem sei die Anzahl
der Kampfhubschrauber verdoppelt worden, zudem seien in der Nacht
Waffen und gepanzerte Fahrzeuge eingetroffen. Möglicherweise könnten
die US-Soldaten an dem Sturm auf Kandahar teilnehmen, sagte der
Sprecher weiter. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte die
Taliban am Sonntag gewarnt, sie sollten aufgeben, sonst würden sie
getötet.
Nach einem Bericht der kuwaitischen Zeitung "El Kabas" wurde der
Sprecher von Bin Ladens Organisation El Kaida, Sulaiman Abu Ghaith,
bei den jüngsten US-Angriffen auf Kandahar möglicherweise tödlich
verletzt. Nach einem US-Pressebericht nahm die Nordallianz einen etwa
20-jährigen amerikanischen Taliban-Kämpfer fest, der die blutig
niedergeschlagene Gefangenenrevolte in Kale-i-Dshangi überlebt hatte.
Der als John Walker geborene Abdul Hamid sei unter den rund 80
Überlebenden gewesen und habe sich gestellt, berichtete die
Zeitschrift "Newsweek" am Sonntag. Er sei sofort den US-Streitkräften
übergeben worden. (APA)