Inland
Uni-Reform: Wiener Mediziner für eigene Medizin-Universitäten
"Nur großer Schritt sinnvoll"
Wien - Die Medizinische Fakultät der Universität Wien
spricht sich in ihrer Stellungnahme zum Diskussionsvorschlag des
Bildungsministeriums zur Uni-Reform für eigenständige
Medizin-Universitäten aus, "die neben der Humanmedizin und der
Zahnmedizin sämtliche in Heilberufe resultierende Studien anbieten
kann". Das Fakultätskollegium erachtet nur diesen "großen Schritt"
als sinnvoll, da andernfalls zu viele Sonderbestimmungen für die
Mediziner erforderlich wären.
Geht es nach den Plänen des Ministeriums würden bisherige
Fakultätsangelegenheiten wie Berufungen, Habilitationen oder die
Erstellung von Studienplänen zentrale Angelegenheiten der Unis
werden. Diese Kompetenzen würden aber essenziell in den
Wirkungsbereich Medizinischer Fakultäten fallen, da sie mit deren
Budgethoheit unmittelbar verknüpft seien und auch die Belange der
Patientenversorgung umfassen würden. "Die Konsequenz wäre, dass
dieser medizinische Bereich einen Leiter mit Kompetenzen des Rektors
benötigen würde, ferner ein Kollegium mit Kompetenzen des Senats,
eine eigene Satzung und - bedingt durch die budgetäre
Eigenständigkeit - auch einen eigenen außenstehenden Rat mit
Kompetenzen eines Universitätsrats", heißt es in der Stellungnahme.
Volle Rechtsfähigkeit angestrebt
Um dies zu erfüllen, müsste die Medizin entweder als
Tochterkörperschaft mit voller Rechtsfähigkeit innerhalb einer
Universität verankert sein, oder zu einer eigenen Universität werden,
meint das Fakultätskollegium, das sich nach eingehender Diskussion
für das Modell der eigenständigen Uni entschieden hat.
Allgemein sehen die Wiener Mediziner die Prinzipien einer echten
Autonomie und Selbstverwaltung der Universitäten in dem
Ministeriumspapier nicht verwirklicht. Als Beleg dafür wird die
Absicht genannt, den Wirkungsbereich einer Universität - und damit
auch ihre Lehrangebote und Forschungsbereiche - mittels Verordnung
festzulegen. Das vorgeschlagene Modell des Universitätsrats erweckt
bei der Medizinischen Fakultät den Eindruck eines "externen
Lenkungsorgans für die Universität, da ihm sogar operative
Entscheidungen wie die Genehmigung der universitätsinternen
Ressourcenverteilung zukommen sollen. Das geplante "Verbot von
Kollegialorganen" lehnen die Mediziner entschieden ab, da gerade im
Wissenschaftsbereich die Vielfalt der Meinungen wesentlich sei. (APA)