Wien - Die Bauwirtschaft ist vom derzeitigen Konjunktureinbruch am stärksten betroffen. Sowohl die Auftragsbestände als auch die künftige Geschäftslage schätzt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) negativ ein. Erstmals seit 1995 wird die reale Bauproduktion heuer um drei Prozent und nächstes Jahr erneut um zwei Prozent zurückgehen. Einen derart deutlichen Rückgang hat es in den vergangenen 15 Jahren am Bau nicht gegeben. Erst 2003 könnte sich die Bauwirtschaft mit einem geringfügigen Wachstum von einem Prozent stabilisieren, schreibt das Wifo in seiner jüngsten Prognose. Ausschlaggebend dafür ist vor allem der Einbruch im Wohnungsneubau, die Verringerung der Umsätze im Nichtwohnbau (Büro), sowie die Zurückhaltung der öffentlichen Hand bei Infrastrukturprojekten. Letztere könnten eventuell 2003 für ein geringes Wachstum sorgen. 100.000 Bauarbeitslose Michael Steibl, Geschäftsführer der Vereinigung Industrieller Bauunternehmungen Österreichs (Vibö) erwartet daher - abhängig von der Witterung - bis zu 100.000 Bauarbeitslose in diesem Winter, nach 81.211 im Vorjahr. Im Vergleich dazu sank die Beschäftigung am Bau von 273.000 im Vorjahr auf heuer 264.918. Porr-Generaldirektor Horst Pöchhacker widersprach im S TANDARD -Gespräch dem Vorwurf, es gebe Überkapazitäten am Bau. Kapazität sei das, was gerade nachgefragt werde. Und daher hätten die Baufirmen auch nur so viel Leute und Geräte wie erforderlich seien. "Wir haben keine Leute in der Schublade, die je nach Bedarf herausgeholt werden", betonte Pöchhacker. Der Baubedarf sei hingegen infolge der ausbleibenden Infrastruktur-investitionen höher als die momentane Nachfrage. Wohnungsneubau Die reale Produktion ist im Wohnungsneubau schon seit 1999 rückläufig; Heuer kam es zu einem Rückgang von neun Prozent. für nächstes Jahr prognostiziert das Wifo ein weiteres Minus von sechs Prozent, 2003 sollen es minus zwei Prozent sein. Im Vorjahr wurden 54.000 Wohnungen fertig gestellt, um 5000 Einheiten weniger als im Jahr zuvor. Diese sinkenden Tendenz wird bis 2003 anhalten. Nächstes Jahr werden 49.000 Wohnungen, 2002 rund 45.000 und 2003 nur noch rund 43.000 Wohnungen fertig gestellt werden. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe 4.12.2001)