Inland
Klestil kann kein Lumpi sein
FP-Landeschef Karl Schnell muss wegen Beleidigung 100.000 Schilling zahlen
Wien - Er wollte Klestil nicht
beleidigen, wirklich nicht,
sagt Karl Schnell. "Ich kenne
ihn ja überhaupt nicht", untertreibt er. Der Vergleich
mit Lumpi war im Übrigen
fast schon das Schmeichelhafteste, das dem Bundespräsidenten aus dem
Mund des Salzburger FPÖ-
Chefs zuteil werden konnte.
"Denn ich habe meinen
Hund geliebt", bekennt er
sich - nicht schuldig. Auch
das Oberlandesgericht bleibt
stur: Schnell muss wegen
Beleidigung des Staatsoberhaupts 100.000 Schilling
Strafe zahlen."Hump oder Dump"
Nach steiler Vorlage seines Wiener Parteifreundes
Hilmar "Hump oder Dump"
Kabas staubte Schnell in
seiner Rede bei der Salzburger Parteiveranstaltung am
28. November 2000 wie folgt
(und wie angeklagt) ab:
"Lump ist eigentlich noch
ein harmloser Ausdruck,
weil das habe ich auf meinen
Hund genannt."
Beim ersten Prozess im
Wiener Landesgericht fiel
dem Staatsanwalt auf, dass
"der Präsident in der Werte-
skala unter dem Hund angesiedelt wurde". Mit anderen
Worten: "Schnell hat das Niveau Klestils unter dem Label Lump angelegt." Daraufhin erklärte der FP-Landeschef seinem verstorbenen
Hund die Liebe: "Zwölf Jahre
hab ich mit ihm mein Leben
geteilt. Wir haben in einem
Bett geschlafen und beinahe vom gleichen Teller gegessen." Demgegenüber musste
Klestil zwangsläufig ein wenig abfallen.
Oberstaatsanwalt: Reiner Spott
Bei der Berufungsverhandlung bittet der Verteidiger das Gericht, den Ausspruch seines Mandanten
unter dem Gesichtspunkt
der "üblen Nachrede" zu betrachten. Dann wolle man
nämlich den Wahrheitsbeweis dafür erbringen, dass
der Präsident zu Beginn der
schwarz-blauen Koalition
böser war als jenes Lebewesen, das mit Schnell beinahe
vom gleichen Teller gegessen hatte. "Auch in einer
Demokratie muss man den
obersten Repräsentanten ein
gewisses Mindestmaß an Respekt entgegenbringen", meint der Oberstaatsanwalt.
Der Vergleich mit dem Hund
sei reiner Spott gewesen.
Will der Angeklagte noch
etwas sagen? - "Bei uns im
Pinzgau ist Lump alltäglicher Sprachgebrauch. Und
viele Leute heißen mit dem
Nachnamen so", erklärt
Schnell dem Richtersenat.
Auch dieses Argument greift
nicht, denn Klestil heißt
Klestil und ist kein Pinzgauer. Das Ersturteil wird bestätigt. "Lumpi war eine gezielte
persönliche Beleidigung",
meint die Richterin. Schnell
will die Sache nun vor den
Europäischen Gerichtshof
für Menschenrechte bringen. Beim Bundespräsidenten entschuldigt er sich dafür "sicher nicht". (DER STANDARD Print-Ausgabe, 4.12.2001)