Genf - Israel und die Vereinigten Staaten boykottieren die UNO-Konferenz über die Vierte Genfer Konvention zum Schutz der Zivilbevölkerung in besetzten Gebieten. Die im Auftrag der UNO-Vollversammlung von der Schweiz als Depositärstaat der Genfer Konventionen organisierte Konferenz, zu der die 103 Unterzeichnerstaaten geladen sind, beginnt am Mittwoch in Genf und wird sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit insbesondere mit den von Israel okkupierten Gebieten befassen. Nach internationalem Recht sind die jüdischen Siedlungen im Westjordanland und im Gaza-Streifen illegal. Die Vierte Genfer Konvention verbietet generell die Ansiedlung der Zivilbevölkerung der Besatzungsmacht in besetztem Gebiet. Der Schweizer Außenminister Joseph Deiss hatte vergeblich versucht, die Israelis zur Teilnahme zu bewegen. Zugleich hat er das fortgesetzte Engagement der Schweiz für die Einhaltung der Menschenrechte unterstrichen. Das Verhältnis zwischen Israel und der Schweiz war wegen einer geplatzen Abhöraktion des israelischen Geheimdienstes Mossad in Bern im Frühjahr 1998 und der Diskussion um die so genannten "nachrichtenlosen Vermögen" zeitweise stark irritiert. Die Vierte Genfer Konvention verbietet auch Kollektivstrafen, die Anwendung von Gewalt gegen Zivilpersonen sowie die Abriegelung von Gebieten. Die Zahl der jüdischen Siedler im Westjordanland und im Gaza-Streifen ist ungeachtet des blutigen Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern im ersten Halbjahr weiter gewachsen. Nach Angaben des israelischen Wohnungsbauministeriums vom vergangenen August liegt die offizielle Zahl der Siedler in den besetzten Territorien bei 208.000. Der so genannte Mitchell-Plan sieht den sofortigen israelischen Siedlungsstopp vor. Israels Ministerpräsident Ariel Sharon hat die heftige internationale Kritik an Plänen seiner Regierung zum Ausbau jüdischer Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten zurückgewiesen. Diese Kritik fördere nur die Gewalt, sagte ein Sprecher Sharons. Israel habe "jedes Recht", die Siedlungen auszubauen, um damit das "natürliche Wachstum" dieser Siedlungen auszugleichen. (APA/sda)