Dresden - CSU-Vorsitzender Edmund Stoiber hat die CDU zum gemeinsamen Kampf für einen Regierungswechsel in Deutschland aufgerufen. "CDU und CSU können siegen, und wir werden siegen", rief Stoiber am Dienstag den 1.000 Delegierten des CDU-Parteitags in Dresden zu. Voraussetzungen seien unbedingter Siegeswille, Selbstvertrauen und Geschlossenheit. Stoiber richtete heftige Angriffe an die Adresse der Bundesregierung und machte Bundeskanzler Gerhard Schröder persönlich für die schlechte Wirtschaftslage in Deutschland verantwortlich."Die Mannschaft muss stehen" Zur Frage der Kanzlerkandidatur äußerte sich Stoiber nur kurz. Er sei sich mit CDU-Chefin Angela Merkel in dieser Frage völlig einig: "Wir beide werden unseren beiden Parteien Anfang des Jahres 2002 einen Vorschlag für den Kanzlerkandidaten der Union unterbreiten." Es bleibe richtig, diese entscheidende Herausforderung für die politischen Gegner zu Beginn des Wahljahres zu präsentieren. Die Union brauche sicher Spielführer, "aber der oder die reißen es nun wirklich nicht - die Mannschaft muss stehen". Ausdrücklich gratulierte Stoiber Merkel zu ihrer "großen Rede" am Vortag. Die CDU-Vorsitzende hatte mit einer kämpferischen Rede ihren Führungsanspruch untermauert und war von den Delegierten mit einem sechseinhalbminütigen Schlussapplaus gefeiert worden. Aber auch Stoiber erhielt für seine fast eineinhalbstündige Rede viel Beifall. Die Delegierten feierten ihn mit stehendem Applaus und Bravo-Rufen. Der Schlussapplaus war fast so lang wie bei Merkel. "Deutschland wird zur Wachstumsbremse" Die schwersten Angriffe richtete Stoiber gegen die Regierung wegen der schwierigen Wirtschaftslage. "Die miserable Wirtschaftsbilanz Deutschlands wird zur Wachstumsbremse für ganz Europa und zur Gefahr für die Stabilität des Euro", kritisierte Stoiber. Die Verantwortung dafür liege nicht in den USA oder in der Weltwirtschaft, sondern allein bei der Bundesregierung. Nach drei Jahren Schröder stecke ganz Deutschland in der Krise: Die Arbeitslosigkeit steige, die Firmenpleiten erreichten Rekordzahlen, im Osten gebe es Rezession, im Westen Minuswachstum - Deutschland stehe im Abstiegskampf. "Es muss Schluss sein mit der Politik der ruhigen Hand", forderte der CSU-Chef daher unter Anspielung auf eine frühere Aussage Schröders. Thema Zuwanderung Der CSU-Chef bekräftigte die Ablehnung der Regierungspläne zur Neuregelung der Zuwanderung. Dies sei eine "entscheidende Frage der Glaubwürdigkeit", denn: "Wir sind immer angetreten mit dem Versprechen, Zuwanderung zu begrenzen und zu steuern". Die rot-grüne Koalition wolle keine Begrenzung der Zuwanderung, sondern eine Öffnung Deutschlands zum klassischen Einwanderungsland. Dies wollten CDU und CSU nicht, und dies entspreche dem Willen der Mehrheit der Bevölkerung. Zuvor hatte der Parteitag mit großer Mehrheit den Fahrplan für die Festlegung der Kanzlerkandidatur der Union bestätigt. Die Delegierten folgten einem Appell von Parteichefin Merkel, erst Anfang 2002 den Herausforderer von Schröder zu bestimmen. Ein Antrag auf Einsetzung eines Wahlkonvents zur Bestimmung des Kanzlerkandidaten wurde von den Delegierten abgelehnt. Aufstellung einer Frau "kann hilfreich sein" Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) rief die Partei auf, "selbstbewusst und offensiv" in das Wahljahr zu gehen. "Wir werden den Menschen dabei etwas zumuten," sagte Merz. In einem Interview meinte er, die Aufstellung einer Frau als Kanzlerkandidatin der Union könne hilfreich sein. "In allen politischen Parteien fehlt die Erfahrung, einen Bundestagswahlkampf gegen eine Frau zu führen. Das könnte deshalb durchaus ein Vorteil für uns sein." Unbefristet verlängert wurde das Frauenquorum in der Partei. Die Regelung besagt, dass weibliche Parteimitglieder mindestens zu einem Drittel in Parteiämtern und öffentlichen Mandaten vertreten sein sollen. Die CDU sei bei der Beteiligung von Frauen zwar vorangekommen, doch liege noch "manches im Argen", sagte Merkel. Unter den Bundestagsabgeordneten liegt der Frauenanteil erst bei 19,7 Prozent. (APA/AP/dpa)