Brüssel - Im Gegensatz zu einigen EU-Staaten setzt sich EU-Kommissionspräsident Romano Prodi für möglichst umfassende Reformen der europäischen Institutionen vor der nächsten Erweiterung ein. Zehn Tage vor dem EU-Gipfel in Laeken, bei dem der Startschuß für die nächsten Reformverhandlungen gegeben werden soll, forderte der Kommissionspräsident die Regierungschefs am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Brüssel auf, dem geplanten Konvent ein möglichst breites Mandat zu erteilen, um die EU "transparenter und demokratischer" zu machen. Die EU-Verträge müssten einfacher und verständlicher werden. Große Erwartungen setzt Prodi in die neue Arbeitsmethode, die nächsten Reformschritte durch einen Konvent vorbereiten zu lassen. In diesem Konvent sollen Vertreter der EU-Regierungen, der EU-Kommission, des Europa-Parlaments und der fünfzehn nationalen Parlamente sitzen. Wer den Vorsitz übernehmen soll, ist noch offen. Zuletzt hat der frühere EU-Kommissionspräsident Jaqcues Delors Interesse bekundet. "Keine halbfertigen Verträge" Der Konvent soll laut Prodi seine Arbeit im kommenden März aufnehmen und im Frühjahr 2003 beenden. Die Regierungen sollen ab Herbst 2003 oder Anfang 2004 nach einer mehrmonatigen "Denkpause" zusammentreten, um die Reformen noch rechtzeitig vor den Europa-Wahlen im Juni 2004 zu beschließen. Das neue Parlament und die neue Kommission dürften "keine halbfertigen Verträge vorfinden", so Prodi. Großbritannien und Frankreich haben sich bisher skeptisch gegenüber dem Konvent gezeigt. Bisher waren die EU-Verträge ausschließlich von den EU-Regierungen verhandelt worden. Als wichtigsten Punkt bezeichnete der italienische Politiker eine weitere Einschränkung des Vetorechts der Mitgliedstaaten. Nur bei mehr Mehrheitsbeschlüssen bleibe die EU auch mit bald 27 oder 30 Mitgliedern handlungsfähig. Als weitere Themen nannte Prodi eine klare Abgrenzung der Zuständigkeiten zwischen EU- und nationaler Ebene, demokratische Legitimität der EU und ihre Vertretung nach außen. (APA)