Wirtschaft
Bei Bankspesen auf Überholspur
Auslandsüberweisungen: EU-Kommission zwingt zur Spesensenkung - In Österreich wurden sie in den letzten zwei Jahren gewaltig erhöht
Wien - Während die Spesen für Auslandsüberweisungen zwischen den Ländern der Eurozone (ohne Griechenland) in den letzten zwei Jahren um 1,55 Prozent gestiegen sind, sind sie in Österreich gleich um 64,02 Prozent teurer geworden. Das zeigt eine Vergleichsstudie des Institut Européen Interrégional de la Consommation (IEIC). Eigentlich hätten die Spesen sinken müssen, weil der Euro seit 1999 in diesen elf Ländern die gemeinsame Verrechnungseinheit ist.
Kostete die Überweisung von 100 Euro aus Österreich in ein anderes Euroland 1999 noch 10,61 Euro, sind es jetzt 17,40 Euro (siehe Graphik). War Österreich vor zwei Jahren noch das drittbilligste der elf Euroländer, fällt es 2001 auf Platz sechs zurück.
Noch krasser ist der Abstand laut IEIC-Studie bei den Spesen für Bargeldabhebungen im Ausland: In den elf Eurostaaten sanken sie um 17 Prozent auf 0,16 Euro. Der Trend in Österreich lief genau umgekehrt: Hier stiegen sie um 46 Prozent von 0,26 auf 0,38 Euro.
"Bei uns ist zwischen 1999 und 2001 nix teurer geworden"
Damit konfrontiert, waschen heimische Bankenvertreter ihre Hände in Unschuld: "Bei uns ist zwischen 1999 und 2001 nix teurer geworden", beteuert eine Sprecherin der Bank Austria. Dasselbe gelte für die Creditanstalt. "Ich nehme an, irgendwelche Mitbewerber haben erhöht." Aus Bawag und P.S.K tönt es ähnlich: "Das kann ich für uns nicht nachvollziehen."
Kritik üben die heimischen Banker an der Testmethode. Die Versuchspersonen hätten von sich aus die seit Jahren existierende Europaüberweisung verlangen sollen, die fünf oder zehn Euro kostet, je nachdem, ob der Sender alle Kosten übernimmt.
Eigene Modelle
Im Übrigen habe jede Bank eigene Modelle, man könne die heimischen Institute nicht über einen Kamm scheren. Bei den Bankomatabhebungen im Ausland gebe es Mischsätze, die von der Höhe des abgehobenen Betrags abhängen.
Die IEIC-Tester erheben gar keinen Anspruch, repräsentativ zu sein. Sie schickten pro Land vier Testpersonen aus, die sich bewusst so verhielten, wie normale Verbraucher. Bei getätigten Überweisungen nach Italien zeigte sich etwa, dass die Bank Austria in der Regel viel teurer war als die korrespondierende italienische Bank. Die P.S.K, aber auch Raiffeisen verrechneten hingegen niedrigere Sätze als die Italiener. (Lydia Ninz, DER STANDARD, Printausgabe 4.12.2001)