Jalalabad/Kabul/Washington - Truppen paschtunischer Taliban-Gegner haben am Dienstag damit begonnen, den Ring um das Höhlensystem nahe der ostafghanischen Ortschaft Tora Bora enger zu ziehen, in dem sich der mutmaßliche Terroristenführer Osama bin Laden verschanzt haben soll. Insgesamt sollen rund viertausend Kämpfer in der Gegend zusammengezogen werden mit dem Ziel, Bin Laden und seine Anhänger einzukesseln, sagte der paschtunische Kommandant der Provinz Nangarhar, Hadschi Mohammed Zaman. Nach seinen Angaben hatten sich die Anhänger des islamischen Extremistenführers zuvor einem Aufruf zur Kapitulation verweigert. Es wird vermutet, dass sich Bin Laden in dem Höhlenlabyrinth bei Tora Bora nahe der Provinzhauptstadt Jalalabad versteckt. Bei den seit Tagen währenden US-Luftangriffen auf dieses Gebiet soll nach Angaben Zamans auch Bin Ladens Finanzexperte, Ali Mahmud, umgekommen sein. Er sei am Montag bei der Bombardierung der Ortschaft Wuchnow getötet worden. Die Nr. 2 des Terrornetzes El Kaida, der Ägypter Ayman al Zawahiri, soll einem anderen Kommandanten zufolge bei einem Luftangriff verletzt worden sein.Auch USA auf der Suche Auch Amerikanische Spezialeinheiten setzten in der ostafghanischen Bergregion ihre Suche nach Osama bin Laden fort, der sich auch nach Pentagon-Angaben möglicherweise in der Region Tora Bora bei Jalalabad aufhalten soll. Bin Laden will nach einer Meldung des US-Fernsehsenders CNN verhindern, dass afghanische Anti-Taliban-Einheiten die Höhlen und Tunnelanlagen von Tora Bora angreifen. Er habe eine solche Bitte in einer Botschaft an afghanische Stammesführer gerichtet. Ein Sprecher der El-Kaida-Gruppe Bin Ladens kündigte an, den "heiligen Krieg" fortzusetzen, wenn Bin Laden getötet werde. In Washington sagte Konteradmiral John Stufflebeam, die US-Truppen wählten Ziele für Bombenangriffe aus und durchsuchten nicht jede Höhle in dem Gebiet. Stufflebeem wies Berichte zurück, wonach amerikanische Bomben versehentlich afghanische Dörfer getroffen und Zivilisten getötet hätten. Reporter in Afghanistan besuchten die zerstörte Dorf Kama Ado und Agom sahen dort Bombenkrater und Überreste von US-Bomben. Belagerung um Kandahar enger Kämpfer paschtunischer Stämme haben am Dienstag in Afghanistan den Belagerungsring um die letzte Taliban-Bastion Kandahar nach eigenen Angaben enger gezogen. Kämpfer des Stammesanführers Hamid Karsai hätten den Bezirk Shahwali Kot etwa 20 Kilometer nördlich der Stadt eingenommen, sagte ein Sprecher Karsais. Die radikal-islamischen Taliban bestritten dies über ihre ie afghanische Nachrichtenagentur AIP. Unabhängige Berichte über die Kämpfe lagen nicht vor. Außer die Gegend um Tora Bora bombardierten US-Kampfflugzeuge den Flughafen und Ziele in den Bergen südlich Kandahars. Die Angriffe erfolgten alle fünf Minuten, meldete AIP unter Berufung auf Taliban-Kreise. Bei einem Bombenangriff in der Nacht auf Kandahar sei ein Krankenwagen getroffen worden. Vier Menschen seien getötet worden. Eine Bestätigung der Meldung lag nicht vor. Auf dem US-Stützpunkt südlich von Kandahar haben nach offiziellen Angaben australische Soldaten die US-Eliteeinheiten verstärkt. Wie viele Australier dort gelandet seien, teilte die US-Armee nicht mit. Wegen Kämpfen unter Taliban-Gegnern sei eine Rückkehr von Hilfstransporten nach Masar-i-Sharif in Nordafghanistan unsicher, sagte ein UNO-Sprecher der Vereinten Nationen (UNO) in Kabul. "Wir haben vereinzelte Kämpfe und Gefechte in der Stadt beobachtet, aber wir wissen nicht, wer gegen wen kämpft." Truppen der Nordallianz um General Abdul Rashid Dostum hatten unterstützt durch US-Luftangriffe die Stadt am 9. November von den Taliban erobert. Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF mahnte, die Situation tausender Menschen, vor allem Frauen und Kinder in der Region um Kandahar sei wegen des Winters und der anhaltenden Kämpfe sehr ernst. (APA/AP/dpa/Reuters)