Montreal - Nach den Terroranschlägen in den USA werden sich die Versicherungskosten für Fluggesellschaften im kommenden Jahr im Schnitt verzehnfachen. Diese Prognose stellte der Präsident des Branchenverbandes International Air Transport Association (IATA), Pierre Jeanniot, am Montag (Ortszeit) im kanadischen Montreal auf. Für 2002 sei mit Gesamtversicherungskosten von 9,5 Mrd. Dollar (10,7 Mrd. Euro/147 Mrd. S) zu rechnen. Die Prämien für die Versicherungen würden im Schnitt von einem Prozent der Betriebskosten auf zehn Prozent steigen. Mit höheren Kosten und weniger Passagieren für die Airlines drohten nun weitere Pleiten in der Branche. Weniger Leistung Trotz höherer Beiträge würden von den Versicherungen gleichzeitig die Leistungen abgesenkt, kritisierte Jeanniot. Statt einer Abdeckung von zwei Mrd. Dollar pro Maschine einschließlich etwaiger Schäden am Boden seien die Versicherer nur noch bereit, für 150 bis 500 Mill. Dollar einzustehen. "Diese Situation erfordert ein Eingreifen des Staates auf weltweiter Basis", der nicht abgedeckte Risiken übernehmen müsse. Viele Fluggesellschaften und Versicherer haben in den vergangenen Wochen eine dauerhafte Beteiligung des Staates bei der Absicherung von Terror- und Kriegsrisiken gefordert. Die deutsche Versicherungswirtschaft will eine Pool-Lösung durchsetzen. Demnach sollen die Versicherungen bis zu einem bestimmten Betrag haften - bei allem, was darüber hinaus geht, der Staat. Versicherungsgarantien verlängert Weil nach den Anschlägen vom 11. September viele Versicherer ihre Policen gekündigt haben, ist in der Europäischen Union überall der Staat befristet als Not-Versicherer eingesprungen. Diese zunächst bis Ende des Jahres vorgesehene Möglickeit wurde am Dienstag von den EU-Finanzministern bis März verlängert, um Zeit für eine Einigung mit der Versicherungswirtschaft zu schaffen. "Es wird weitere Pleiten geben" IATA-Präsident Jeanniot warnte nach den Pleiten bei Swissair und Sabena vor weiteren Abstürzen in der Brache. "Es wird wahrscheinlich weitere Pleiten geben." Die Schweizer und die Belgier "werden unglücklicherweise wahrscheinlich nicht die letzten sein". Jeanniot stellte die seiner Ansicht nach überkommene Haltung vieler Staaten zur Debatte, das jedes Land eine nationale Airline brauche. Eine Neuordnung sei in den sehr zersplitterten Sektor nötig. Im Falle von Swissair und Sabena sei fraglich, ob die Auffanglösungen in bestehenden Fluggesellschaften (Crossair und DAT) "die wirtschaftlichste ist". (APA)