Fußball
Wird ManU irisch?
Zwei irische Milliardäre wollen den kommerziell erfolgreichsten Fußballklub übernehmen
Manchester United ist in der letzten Saison von Alex Ferguson als Manager sportlich derzeit suboptimal unterwegs. Interessanter als das Geschehen auf dem Rasen könnte allerdings sein, was sich hinter den Kulissen des kommerziell immer noch erfolgreichsten Fußballklubs der Welt abspielt.
Wie der
Observer Sport Monthly
berichtet, bereiten sich zwei Milliardäre aus Irland in aller Stille darauf vor, die Kontrolle in Old Trafford zu übernehmen. J.P. McManus und John Magnier haben im Pferdesport ein Vermögen gemacht. McManus begann seinen Aufstieg als Baggerfahrer auf einem Gestüt im County Limerick. Mittlerweile gehört ihm der Laden. Magnier besitzt das weltweit erfolgreichste Zuchtgestüt für Stuten. Beide sind die gewichtigsten Mitglieder einer Gruppe superreicher irischer Geschäftsmänner, der sogenannten "Coolmore-Mafia". Einer davon, Dermot Desmond, ist größter Teilhaber bei Celtic Glasgow.
Vom Hobby zum Geschäft
McManus und Magnier sind aber auch gute Bekannte von Manager Ferguson, der in den letzten Jahren ein regelmäßiger Besucher von Pferderennen geworden ist. Die Iren schätzen den Schotten, der mit seinem Team den englischen Fußball dominiert. Er soll Partner bei dem geplanten Coup werden. Wie schon beim Galoppen gelungen, glauben sie nun, auch im Fußball ein Hobby in eine Cash-Maschine verwandeln zu können. Manchester United ist dazu das geeignete Vehikel.
Die These: Fußball wird schlecht gemanagt. Die Übergangsphase von einem Sport, dominiert von reichen Fans die sich ein Steckenpferd leisten, hin zu einem Geschäft in der Hand cooler, ausschließlich von Profitinteressen geleiteter Professionals, sei immer noch nicht vollzogen.
In naher Zukunft jedoch würde sich das ändern. Klare Rahmenbedingungen bezüglich des finanziellen Gebarens der Vereine werden entstehen, die für Finanztransaktionen nötige Stabilität geschaffen und am Ende der Wert der großen europäischen Vereine in ungeahnte Höhen katapultiert.
Großer Maßstab
Im Frühjahr 2001 wurde dann bekannt, dass eine bislang unbekannte Gesellschaft namens "Cubic Expression Ltd" mit Sitz auf den Virgin Islands ihren Anteil an United-Aktien auf knapp 7 Prozent verdreifacht hatte. Mit weiteren Ankäufen wurde die Gruppe hinter Rupert Murdochs BSkyB der zweitgrößte Aktionär des Klubs. Wie sich herausstellte, sind die öffentlichkeitsscheuen Iren Besitzer von "Cubic Expression". Weder von McManus noch Magnier war bisher eine Bestätigung ihrer Pläne zu erhalten, enge Vertraute haben allerdings gegenüber dem
Observer
bestätigt, dass die beiden United übernehmen und dem Klub die nötige finanzielle Potenz verschaffen wollen, um mit den Krösussen aus Italien und Spanien mithalten zu können:
(...) "They think United as a business is under-performing and that there is a lot of room for growth. They feel the current management are scratching the surface (of United's commercial potential). (...) They think that globally United could be massive. J.P. and John are very big players. They think on a big scale."
Die Iren haben zwei Optionen. Entweder sie übernehmen die Aktienmehrheit (ab einem Anteil von mehr als 29,9 Prozent wäre ein Kaufangebot an alle Aktionäre zwingend), oder sie versuchen, eine Allianz mit anderen Teilhabern aufzubauen. Da erstere eine ziemlich kostspielige Angelegenheit werden könnte, scheint Beobachtern der zweite Weg der wahrscheinlichere.
Verbundenheit
Alex Ferguson, der am Ende der laufenden Saison als Trainer eigentlich zurücktreten sollte, um seinen neuen Job als eine Art United-Botschafter anzutreten, wollen McManus und Magnier weiter mit der Mannschaft arbeiten lassen. Sportlicher Erfolg ist ja immer noch die Basis für finanziellen Ertrag. Der aus dem Glasgower Arbeitermilieu kommende Ferguson hat sich, ähnlich wie die beiden, aus bescheidenen Verhältnissen nach oben gearbeitet. Die prominente Position des ehemaligen Fußballers und Pubbesitzers bei United war so manchem distinguierten Mitglied der Geschäftsführung sauer aufgestoßen und hatte zu Spannungen zwischen dem erfolgreichen Manager und der Klubverwaltung geführt. Eine Zeit lang stand sogar der Rücktritt Fergusons schon im vergangenen Sommer zur Diskussion.
Die Parallelitäten des Werdegangs und die Aura des Erfolgs haben hingegen dazu beigetragen, zwischen McManus, Magnier und Ferguson gegenseitige Sympathie zu befördern, manche sprechen gar von Freundschaft. Eine Freundschaft zwischen Machern. (rob)