Ökologie
Haupt will niedrigeren Gentechnik-Grenzwert bei Lebensmitteln
Vorschlag aus Brüssel zu hoch - 0,1 statt 1,0 Prozent
Das Problem der (Nicht-)Kennzeichnung gentechnisch
veränderter Lebens- und Futtermittel wurde am Dienstag, im
Ständigen Unterausschuss in Angelegenheiten der Europäischen Union
diskutiert. Der von der EU-Kommission vorgeschlagene Grenzwert von
einem Prozent - für "technisch unvermeidbare" bzw. "zufällige"
Kontaminierung mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) - muss
nach Ansicht von Gesundheitsminister Herbert Haupt (F) deutlich nach
unten revidiert werden.Strenge österreichische Regelung könnte zu wirtschaftlichen Nachteil führen
Grundsätzlich trete er dafür ein, dass der Anteil der Gentechnik
in der österreichischen Landwirtschaft möglichst gering gehalten wird
und auch GVO-freie Zonen eingerichtet werden, sagte Haupt laut
Parlaments-Korrespondenz. Allerdings habe er auf Grund von Gesprächen
mit Experten zur Kenntnis nehmen müssen, dass eine sehr strenge
österreichische Regelung im Bereich der Saatgutzucht langfristig zu
einem wirtschaftliche Nachteil von 30 Prozent führen würde. Er habe
sich daher entschlossen, Grenzwerte einzuführen, um die
Verunreinigungen möglichst gering zu halten, wobei er einen Wert von
0,1 Prozent anstrebe.
Ulli Sima (SPÖ) will Nullwert
Als zu hoch beurteilt auch SPÖ-Umweltsprecherin Ulli Sima das
vorgeschlagene Limit. Sie hält einen Nullwert für erstrebenswert. Der
Vorschlag der Kommission enthalte auch eine Reihe von positiven
Aspekten, wie etwa die Kennzeichnungspflicht von Futtermitteln. Für
problematisch hielt sie jedoch, dass durch die geplante
Zentralisierung im Bereich der Zulassung das Mitspracherecht der
Mitgliedsländer beschränkt werden solle, sagte Sima.
Unterschiedliche Vorstellungen bei Enzymen und Zusatzstoffen
Georg Schwarzenberger (V) gab zu bedenken, dass es beispielsweise
bei den Enzymen und Zusatzstoffen sehr unterschiedliche Vorstellungen
gebe. Die Biobauern sprechen sich nämlich dafür aus, gentechnisch
verändertes Lab für ihre Biokäseproduktion zu verwenden, weil dies
reiner sei als jenes von den Kälbermägen.
Eva Glawischnig (G) zitierte einen Bericht der Zeitschrift
"Nature", wonach transgene DNA in wildwachsenden Maispflanzen
gefunden wurde, die in einer abgelegenen Bergregion heimisch sind.
Das Problem der Verunreinigung müsse bei der Wurzel gepackt werden,
argumentierte sie, und auch die Mitspracherechte der nationalen
Behörden, die ein umfassendes Know-how über die Ökosysteme in den
jeweiligen Ländern haben, sollen erhalten bleiben. (APA)