Innsbruck - Die Universität Innsbruck hat als erste Hochschule in Österreich einen Preis für Frauenspezifische Forschung vergeben. Preisträgerin ist die 36-jährige Politologin Agnes Neumayr. Aber: Just die mit der Preisvergabe betraute Koordinationsstelle für feministische Forschung und Lehre kämpft um ihr Überleben. Über ihre Zukunft entscheidet am Donnerstag der Uni-Senat, in dem hauptsächlich Männer sitzen. Vor eineinhalb Jahren ist die feministische Koordinationsstelle in Innsbruck mit Bundesmitteln errichtet worden, analog zu ähnlichen Einrichtungen in Wien und Graz sowie mittlerweile in Salzburg und Linz. Die Stelle, die Rektor Hans Moser bei der Eröffnung als "wichtige Einrichtung für die Universität und die Geschlechterdemokratie" bezeichnet hat, spürt nun Gegenwind. Die erhoffte Eingliederung in die Uni und deren Budget steht nicht fest. Unterschriftenaktion 75 Wissenschafterinnen und gut 500 Studentinnen haben in einer Unterschriftenaktion die Verankerung gefordert. Die Koordinationsstelle verweist darauf, dass sich die Universität zur Intensivierung des Gender-Mainstreaming und zur Frauenförderung bekannt hat. Rektor Moser hat bei der Vergabe des Forschungspreises zugesagt, dass er sich "um die Entfaltung" der Stelle bemühen werde. Mit dem Preis wurde erstmals frauenspezifische Forschung mit Geldmitteln der Uni gewürdigt. Das Preisgeld von 25.000 Schilling (1817 Euro) wurde vom Institut für Mikrobiologie gestiftet. Als vergleichbare Forschungspreise existieren bisher der Gabriele-Possanner- und der Käthe-Leichter-Preis, die das Bildungs- bzw. Sozialministerium vergeben. Die Uni-Graz fördert die Frauenforschung mit der Aigner-Rollet-Gastprofessur. Die Politologin Neumayr erhält den Innsbrucker Preis für ihre interdisziplinäre Arbeit zur Ästhetik als Lebenspraxis am Beispiel der Kasena/ Nankana-Frauen in Ghana. Anhand der Wandmalkunst der Kasena/Nankana erarbeitet sie einerseits schwarzafrikanische Kriterien von weiblicher Ästhetik. Sie versucht anderseits daran eine "Ethik der Gefühle" zu beschreiben, die ihrer Ansicht nach auch "friedens/politisch" von "grundlegender Bedeutung" sein könnte. Die Zukunft des Preises ist nicht gesichert. Die Rektoren suchen weitere Stifter, also reiche Institute. Das Geld soll aus der Uni kommen, nicht von externen Sponsoren. (bs, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.12.2001)