Und es war wieder eines dieser Wochenende, an der frau völlig in Arbeit und andere Problemchen versunken, nur von zeitweiligem "So now this is Christmas"-Gedusel gestört, durch die Innenstadt spazierte. Vorbei an zur adventlichen Besinnung und Kaufwilligkeit mahnenden Beleuchtungskörpern, den zur "aber wenigstens zu Weihnachten könnt ma was spenden"-Kinderchören und das Herzerl höher schlagen lassenden Eiskrippe in Richtung Jakominiplatz, um sich mit dem Lesestoff des Monatsanfangs, dem Megaphon zu versorgen. Und auch wenn sich's in der Kälte gar nicht so gemütlich ratschen lässt, bleibt dann doch immer wieder Zeit für ein kleines Gespräch. Frau jammert, über den zur Halswirbelsäulenblockade mutierten Terminstress, über abgesoffene PCs und ins grün blondierte Haarsträhnen. Und tut sich dabei noch ziemlich leid. Und auch die Gesprächspartnerin "Joy" hat einiges von der letzten Woche zu berichten. Von Dingen, die sich zwar häufig, so offen eigentlich aber nur vor langer Zeit abgespielt haben sollen. Nur das dieses mal die Legitimation dafür nicht ein Stern auf der Brust, sondern die schwarze Hautfarbe liefert. Da war nämlich eine Gruppe von Jugendlichen am Jakominiplatz letzte Woche, erzählt sie mir. Eigentlich ganz unauffällig, ein bisschen laut halt, um sich das Testosteron aus den Adern zu brüllen und die Pubertätsängste zu kompensieren. Unauffällig blieben sie auch, zumindest für die übrigen PassantInnen. Nicht aber für Joy, als sie sich ihr, die gerade ihre Zeitungen verkaufte, näherten und einer von ihnen plötzlich sagte: "Do, schau amol!" und eine grossen Schluck aus seiner Cola-Dose nahm. Den er ihr dann unter dem Gegröhle der anderen pickelbehauteten Gelhaarlinge ins Gesicht spuckte. "Und die anderen Leute, was haben die gemacht?" Die haben anscheinend nichts gesehen, zumindest nicht reagiert. Genauso wie zwei Tage später, als ein anderer ihr seinen Zigarettenrauch ins Gesicht blies. Besinnt sich Österreich im Advent tatsächlich wieder auf alte Traditionen und Bräuche? Muss nicht sein, da lob ich mir Kitschbeleuchtung ... (e_mu) Das Megaphon ist eine Steirische Strassenzeitung, die vor allem Obdachlosen und MigrantInnen ein Sprachrohr und eine Möglichkeit zu einem Einkommen bietet. Von den ATS 25.- geht die Hälfte an die VerkäuferInnen.