International
Drei US-Soldaten bei Kandahar von eigener Luftwaffe getötet
B-52-Bomber verfehlten ihr Ziel - bisher schwerste US-Verluste im Afghanistan-Einsatz
Washington/Kabul - Beim Fehlabwurf einer
900-Kilo-Bombe durch eine B-52 sind nördlich von Kandahar drei
US-Soldaten ums Leben gekommen und mindestens 19 verwundet worden,
Das teilte Pentagon-Sprecherin Victoria Clarke am Mittwoch in
Washington mit. Zunächst hatte es geheißen, nur zwei US-Soldaten
seien getötet worden. Getötet wurden auch mindestens fünf
Anti-Taliban-Kämpfer.
Zu Meldungen, dass bei dem fehlgeleiteten Bombenabwurf auch der
designierte afghanische Regierungschef Hamid Karsai verletzt worden
sei, wollte die Sprecherin nicht Stellung nehmen. Nach ihren
Informationen gehe es Karsai gut, sagte sie. Dagegen verlautete aus
anderen Pentagon-Quellen, Karsai sei verletzt worden, habe jedoch nur
Schrammen und Prellungen davongetragen.
Nach Angaben des Pentagon wurde eine Bombe aus einer B-52
fehlgeleitet. Die US-Soldaten, die die Angriffe der
Anti-Taliban-Kämpfer koordinierten, wurden von einer 2.000 Pfund
schweren Bombe vom Typ JDAM getroffen. Die Bombe richtete sich nach
Pentagon-Angaben eigentlich gegen Truppen der Taliban. Mittlerweile
seien die Opfer geborgen worden und würden außer Landes gebracht,
teilte das Pentagon ergänzend mit.
Insgesamt vier Todesfälle auf amerikanischen Seite
Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, sagte, Präsident
George W. Bush bedaure die Todesfälle und wünsche den Verletzten eine
schnelle Genesung. Mit dem Zwischenfall steigt die Zahl der
amerikanischen Todesopfer seit Beginn des Krieges auf vier. Ein
CIA-Agent war zuvor bei der Rebellion gefangener Taliban nahe
Masar-i-Sharif getötet worden.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte bereits vor dem
Zwischenfall darauf hingewiesen, dass die USA in eine gefährlichere
Phase des Krieges eingetreten seien. Am Dienstag zeigte er sich
jedoch zuversichtlich, dass die letzte Taliban-Bastion bald und ohne
Eingreifen der mehr als 1.000 US-Marines fallen werde. Die Situation
in Kandahar sei kompliziert. "Eines aber ist klar: Die Taliban und
die El Kaida werden aus Kandahar vertrieben." Den Taliban warf er
vor, die Zivilbevölkerung in der Stadt als Schutzschilde zu
missbrauchen.
Feuergefechte bei Tora Bora
Beim Tunnel- und Höhlenkomplex Tora Bora südlich der Stadt
Jalalabad kam es zu Feuergefechten. Der Stammesführer Alim Schah
sagte, seine Kämpfer würden eine größtenteils aus Arabern bestehende
El-Kaida-Truppe verfolgen, die sich mit Mörsern, Raketenwerfern und
Sturmgewehren auf Stellungen oberhalb der Höhlen zubewege.
Der Verteidigungschef in der Provinz Nangarhar, Mohammed Saman,
geht davon aus, dass sich bis zu 1.200 El-Kaida-Söldner in der Region
Tora Bora befinden. Bei einem Bombenangriff am Montag wurde seinen
Angaben zufolge der Finanzchef Bin Ladens, Scheich Sajid, getötet.
Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es bislang nicht.
Frauen und Kinder suchen Zuflucht
Unterdessen irren hunderte Angehörige ausländischer Kämpfer durch
Afghanistan. Etwa 500 Frauen und Kinder, offenbar Tschetschenen,
suchten in zwei Dörfern in Ostafghanistan Zuflucht, wie Sidney Jones
von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte. Etwa
30 Familien aus arabischen Ländern würden in Fahrzeugen leben und
sich nur nachts fortbewegen, um nicht Opfer der US-Angriffe zu
werden. (APA/dpa/AP)