"Das ist keine Nikolaussitzung, eher ein bisschen eine Krampussitzung", lautete die Einschätzung von ÖVP-Klubobmann und ORF-Kurator Andreas Khol am Mittwoch am Rande der letzten Sitzung des ORF-Kuratoriums. Der Grüne Kurator Stefan Schennach fühlte sich dagegen "wie beim Schulschluss - da drinnen gibt es gerade Zeugnisverteilung". Der Prüfbericht sowie die Entlastung der Geschäftsführung für das Jahr 2000 wurden einstimmig beschlossen. "Was als Krampus angekündigt war, hat als Nikolaus geendet", blickte ORF-Generalintendant Gerhard Weis schließlich nach der Sitzung zurück.Frage der Abfertigung ... Für Spannung sorgte die Frage, ob sich die derzeitige ORF-Spitze bei den anstehenden ORF-Wahlen in jedem Fall bewerben muss, um nicht den Anspruch auf Abfertigung zu verlieren. Diese Auffassung wurde von Khol und seinem FPÖ-Gegenüber Peter Westenthaler vertreten. "Wenn er sich bis 7. Dezember nicht bewirbt, ist die Abfertigung pfutsch", erklärte Westenthaler in Bezug auf Weis. Bewerbungsfrist für ORF-GI noch bis 7. Dezember Das gilt für jene, die das Pensionsalter bereits erreicht haben, sicher nicht", meinte dazu der Kaufmännische Direktor des ORF, Alexander Wrabetz. Dem schloss sich kurz danach auch Khol an: "Wer noch nicht in Pension gehen kann, muss sich bewerben." Wrabetz vertrat dagegen die Ansicht, dass die Verträge der ORF-Geschäftsführung ohnehin noch bis Oktober 2002 laufen - da die Funktionsperiode im Zuge der ORF-Reform vorzeitig beendet wird - und daher keine Bewerbung notwendig sei. Weis selbst erklärte, er sei bis zur Stunde "sehr beschäftigt mit der Arbeit" gewesen. "Heute Abend werde ich meinen Vertrag anschauen." Die Bewerbungsfrist für die Position des Generaldirektors endet übermorgen, Freitag (7. Dezember). Finanzplan 2002 genehmigt Darüber hinaus genehmigte das Kuratorium den von Wrabetz vorgelegten Finanzplan für 2002. Er sieht laut ORF Erträge in der Höhe von 759 Mill. Euro (10,44 Mrd. S) und Aufwendungen von 758,3 Mill. Euro (10,43 Mrd. S) vor. Der Finanzplan 2002 bindet den ab 1. Jänner 2002 zuständigen Stiftungsrat nicht, bleibt jedoch so lange in Kraft, bis dieser gegebenenfalls einen abweichenden Beschluss fasst. Diskussion um Einnahmenberechnungen Diskutiert wurde von den Kuratoren ein weiteres Mal, wie viel Geld dem ORF tatsächlich durch die Reform entgehe. Westenthaler sah "sämtliche Berechnungen" der Geschäftsführung "mit einem Bums zusammenbrechen", da man nur mehr mit 18 Millionen Euro (rund 250 Millionen Schilling) Mindereinnahmen rechne. Die von der ORF-Spitze angekündigten Einnahmenrückgänge in der Höhe einer Milliarde "lösen sich damit in Luft auf", betonte Khol. Eine Sichtweise, die Schennach als "unseriös" bezeichnete: Immerhin habe es der ORF durch "Einsparungen und Umschichtungen" geschafft, die finanziellen Einbußen zu verringern. Er habe "ungefähr 500 Millionen Schilling" errechnet, so Schennach. Einsparungen, Umschichtungen, Mobilisierung Die Verwirklichung des Ziels der 'schwarzen Null' auch im Jahr 2002 hängt von der Umsetzung der ambitionierten Ertragssteigerungsprogramme und der strikten Realisierung der geplanten Einsparungen ab", meinte Wrabetz. Weis selbst sprach von "sehr maßvollen Rückgängen" durch "Umschichtungen, Einsparungen und die Mobilisierung allerletzter Kräfte". Die Einbußen "reichen an die halbe Milliarde (Schilling, Anm.) heran", so Kurator Peter Schieder (SPÖ), langjähriger Vorsitzender des Finanzausschusses. Er betonte: "Es war das gemeinsame Bemühen, dass die eigenen Prognosen nicht stimmen." Weiters beschlossen wurden in der Sitzung am Mittwoch das Sendeschema für die ersten drei Monate sowie der Gehaltsabschluss für die ORF-Mitarbeiter. Schieder, der seit 1974 im ORF-Kuratorium saß, befand die heutige Sitzung als eine "sehr gute". Nachsatz: "Wenn es mit einem Großteil der handelnden Personen weitergehen könnte, wäre es sicher gut." (APA)